Sonntag, 27. Mai 2007

Zahlenspielchen

Kilometer

132 km bin ich in den ersten 5 Tagen gewandert.
228 km in den nächsten 7.
143 km in den letzten 5 Tagen.

Das sind insgesamt ca 503 Wanderkilometer in den ersten 20 Tagen.
Das sind ca. 25,15 Tageskilometer!
Davon 420 km auf dem Jakobsweg .

83 km bleiben also übrig ??

Ja, denn ca. 50 km war ich auf anderen Wegvarianten unterwegs.
Bleiben immer noch ca 33 km !?

Jep, das sind die, um die ich mich verlaufen habe. Also jeden Tag um ca 1.65 km ;-)
Buh, na das geht doch noch oder ?

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Pilger

Außerdem kamen mir in den letzten 20 Tagen ca 8.000 Pilger entgegen. Wenn man von ca 400 pro Tag ausgehe. Und das ist niedrig angesetzt!
Dementsprechend ca 5.000 Männchen und 4.000 Weibchen ;-)
(hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass es an vielen Seitewegen des JW wie an Autobahnraststätten aussieht, so rein WC Papier und "Tretminen-technisch". Das erklärt Einiges !!

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Geld

Ja, Dirk - Geld ist bei mir kein Geheimnis ( und wenn Dir so was nun im Sommer auch vorschwebt dann also hingeschaut )

In den ersten 20 Tagen habe ich ca 650€ verbraten. Das sind 32.50 € pro Tag. Also 2.50 € mehr, als geplant (Übernachtung immer das Teuerste) ! Die Flüge sind nicht mit dabei - 135 €. Sollten eigentlich mit rein.... - aber ganz zum Schluss. Denke, dass sich der Tagesschnitt auf ca. 25€ einpendeln wird.

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Schritte

Bei 503 km sollte ich ca 503.000 Schritte gemacht haben. Also 'ne halbe Millionen.

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Gewicht

Bin davon ausgegangen, dass mein Gewicht incl. Rucksack ca. 90 kg beträgt und ich dieses mit meinen 1/2 Millionen Schritten multipliziere. Dann würde jeder meiner Füße in den letzten 20 Tagen ca 45.000.000 kg geschleppt haben.

Das wären 45.000 Tonnen pro Fuß !!

Und pro Tag pro Fuß 2.25 Tonnen !!

(aber so ganz richtig ist das nicht - da ich mit Stöcken laufe - und mir jeder Stock pro Schritt mind. das Eigengewicht meines jeweiligen Armes abnimmt - also müssten 6-8 kg pro Schritt weg gerechnet werden...)

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Energie

Wenn man mal ganz oberflächlich von einem Energieverbrauch bei mir von: ca 50 kcal pro Stunde in Ruhe und dem 4 fachen in Aktion / beim Wandern ausgeht, also dann 200 kcal/h.
So hätte ich bei je 12 h Pause /12 h Aktion einen Tagesenergieverbrauch von ca 3.000 kcal.
Das wiederum bedeutet, dass ich in den letzten Tagen ca 60.000 kcal verbraucht habe.

Und das müsst Ihr erst mal futtern :-))
Wie Ihr also lest, ist das schon 'ne ganz schön harte Sache mit dem "Landstreicherleben".
Ihr müsst nicht nur jede Menge wandern, sondern auch noch Geld ausgeben, Tonnen von Gewicht rumschleppen und Unmengen futtern.

Und zu guter letzt sitzt ihr dann auch noch über 3 Stunden in einem Eiskaffee rum und fangt an blödes Zeug zu rechnen :-)))

Eine Woche Pause in León

20.5 -27.5.


Ca 145.000 Einwohner. Höhe ca 850 m .

Geschichte:
Der Name leitet sich aus dem lateinischen "legio" ab und stammt aus der Zeit, als eine große Menge römischer Truppen hier stationiert war.

León wurde im Jahr 711 von den Mauren erobert und wenige Jahrzehnte später zurückerobert. León wurde im 9. Jh. Haupstadt des Königreichs Asturien, welches sich vom Norden her ausdehnte und sich später mit Kastilien vereinte.

Heute ist es Hauptstadt der Provinz (Bundesland) León. Hier gibt es wie in Santiago auch einen netten Altstadtkern. Der sehr touristisch erschlossen ist. Bei den restlichen 9/10 handelt es sich um eine normale moderne Stadt mit Wohn-/Gewerbe- und Industriegebieten sowie einem kleinen Flughafen.

Was macht man eine Woche in so einem kleinen Städtchen?
Montag ging für's Waschsalon suchen + Wäsche waschen + Stadtorientierung drauf.
Dienstag und Mittwoch habe ich Euch auf den neusten Stand gebracht und mir zwischendurch die 10 Sehenswürdigkeiten angeschaut.
Donnerstag hätte ich eigentlich schon weiter gekonnt. Habe aber den Vormittag mit Hostelsuche (Hostel-Hostal-Pension) verbracht. Gar nicht so leicht, was Bezahlbares Schönes für 4 Nächte zu finden. (hab mir 12 angesehen:-) )

Na ja und dannnnnnnnnnnnnnn fast Langeweile. Nee, das gibt es bei mir nicht.
Da mein neues Hostel direkt in der Altstadtkneipenmeile lag, musste ich natürlich alle umliegenden Bars + Gaststätten ausprobieren. Und das ist sehr anstrengend und kostet viel Zeit/Geld :-)
Essen gehen ist hier eher teuer. Z.B. kosten Salate zwischen 6-9€ / Hauptgerichte zwischen 9-19€ / Pizzen 9-17€ (mittelgroße) / Döner 4-5€.
Da ist ein Bier mit 1.5-2.5€ schon eher ok aber max 0.4l aus der Flasche.
(in den Vorstadt-Stadtteilen alles insgesamt kaum preiswerter)

Außerdem hab ich noch 'ne Sauna entdeckt. Hier übrigens mit Badebekleidung ! (extra Badehose+Latschen zugelegt)

WUSSTET IHR SCHON : (für die, die noch nicht in Spanien waren)

1. Dass hier kleine 3-rädrige Putzfahrzeuge in den kleinen Altstadtgassen rumdüsen (Bilder: http://picasaweb.google.com/Nortuk/UnterwegsaufDemJakobsweg2Etappe), und dass jeden Morgen mit 1000en Litern von Wasser sämtliche Straßen und Plätze abgespritzt werden.

2. Dass es hier Minitankstellen gibt. Manche nur mit 1 - 2 und oder 3 Säulen (Bild)

3. Dass es in den meisten Gastros zum Bier immer was kleines mit dazu gibt (Erdnüsse, Pistazien, Tapas (lecker belegte Minischnitten) (Bild)

4. Dass es in Spanien viel weniger Türklinken gibt als bei uns.

5. Dass hier fast alle Schlösser falsch rum eingebaut sind .-) und man daher die Schlüssel immer verkehrt herum reinstecken muss.

6. Dass man auf der Post 'ne Nummer zieht wie bei uns auf dem Arbeitsamt, um dranzukommen.

7. Dass es hier riesige Markthallen gibt, wo man fast nur Fleisch und Fisch kaufen kann.

8. Dass es hier LKW gibt, die riesige Bühnen auf ihrem Rücken haben, welche innerhalb einer Stunde abgebaut sind.
(Bei dieser Veranstaltung mit Livemusik, Bühnenshow und anderen netten Kleinigkeiten war ich übrigens 3 Stunden. Erst zum Schluss fingen sie an die Politiker der MAS Partei gen Himmel zu heben. (ich hoffe das sind hier nicht die Rechten ?) Und mit den "VIVA LEÓN" rufen sich die Menge echt gut motivieren ließ. Übrigens absoluter Rekord für mich, der noch nie auf einer Wahlkampfveranstaltung war :-) . Es gab mit entsprechendem Werbefaltblatt zum Schluss noch Leòn-Flaggen, von denen mir gleich 2 in die Hand gedrückt wurden :-) )

9. Dass Bauarbeiter in ihrer Mittagspause Tauben auf dem Marktplatz füttern, um sie dann mit der Hand zu fangen und sie dann wieder frei zu lassen :-).

10. Und ganz wichtig, dass hier die Simpsons im Fernsehen mit viel rauerer Stimme vertont sind als bei uns. Besonders auffällig bei March und Lisa. :-))

So nu kennt ihr die weltbewegenden Erkenntnisse meiner letzten Tage.
Aber Langeweile hatte ich nie !

Donnerstag, 24. Mai 2007

15. Wandertag

Sonntag, 20.5.

LEÓN

Eigentlich wollte ich mir heute auch wieder schön Zeit lassen. Es war aber so gar kein Wanderwetter. Dick bewölkt bei 15 Grad und ab Mittag kräftiger Dauerregen.

Die Wege durch die Weinberge und Felder waren noch vom Vortag allesamt aufgeweicht. Also kam ich diesmal nicht nur nass, sondern auch noch vollgematscht gegen 14.30 in LEÓN an.

Die Tageskilometer und die des JW stimmen gestern und heute nicht überein, da ich auch hier wieder eine ca. 20 km längere Wegvariante, nicht entlang der Autobahn, gewählt hatte.

TK 28 / JW 320

14. Wandertag

Samstag 19.5.

Ja, war ein guter Ausblick auf Astorga und geschlafen habe ich dann auch irgendwann mal.
Start war heute gegen halb 10 und streckentechnisch gab's nix aufregendes. Immer schön geradeaus soweit das Auge/Fernglas reicht .
Außer ein bisschen "Hippiekunst" (Bild) an einer Pausenstelle.

Dann gab's wieder die abendlichen Gewitter.
Diesmal bin ich einem 'ne Stunde lang hinterhergelaufen (kräftiger Rückenwind) :-).
Es war immer so ca 3-5 km vor mir. Nett, zuzuschauen. Es hat auch nur unter der Gewitterwolke geregnet.

Blöd war, dass der Wind dann drehte und es nun auf mich zu kam. Aber ein guter und heute tiefer Zeltplatz war schnell gefunden.

Tk 28 / JW 300

13. Wandertag

Freitag 18.5.

MARAGATERIA / Gewitter

Die beschriebenen Tiere waren diese nacht 6 mal zu hören - leicht gruselig !

Da jetzt wieder auf dem JW, beschloß ich, mir maximal Zeit zu lassen. Frühstückte sehr ausgedehnt und startete erst kurz vor 10.

Nach wenigen km auf dem Passweg passiete ich schon das "Cruz de Ferro" mit 1.504 m der höchste Punkt der MONTES DE LEÓN und des JW weit und breit. Gleichzeitig verließ ich El Bierzo und betrat MARAGATERIEN. Eine relativ unfruchtbare Hochebene (zwischen 800-900m) die sich bis León hinzog.

Das Wandern hier ist psychisch sehr interessant, da die Wege fast ausschließlich absolut geradeausgehen.
Wenn man dabei geradeaus guckt, denkt man, man bewegt sich nicht und kommt nicht vorwärts! Da die Landschaft sich auch nicht groß verändert !!
Dazu kommt dann noch eine relative Windstille wenige Wolken am Himmel und somit gefühlte Temperaturen von 30 Grad! Ein hoch auf meinen Sombrero :-)

Hat jemand mal so 'ne Star Trek Serie gesehen, wo sie in einer Raum-Zeitschleife gefangen waren? Und immer und immer wieder scheinbar endlos das selbe passiert?

So war das hier auch ;-) Dazu kommt noch: allein auf weiter Flur. Da es schon nach Mittag war, kam mir auch keiner entgegen.

Insgesamt also ein sehr meditatives, interessantes und herrausfordernd/kraftraubendes Wandern!

Vor ASTORGA zog sich dann eine ganze Menge dunkler Wolken zusammen. Es sah nach Regen + x aus, blieb aber auch dabei.
Also ging's weiter. Was nicht ganz so gut war, denn wenige km hinter dem netten Städtchen begann sehr plötzlich mit einem super Rambazamba ein Gewitter vom Feinsten.
Und zwar scheinbar an 3 Stellen gleichzeitig, wie ich ja ganz gut beobachten konnte, da weiterhin auf freiem Feld auf einer Landstraße unterwegs!
Nächster Ort ca 2-3 km!?
Was hatte man uns da als Kinder eingebläut: im Notfall Bäume und freies Feld meiden? Na super, da hatte ich ja 'n Straßengraben übrig!

Aber glücklicherweise konnte ich ein paar Meter hin eine Unterführung orten - super. Da sowieso Abendbrotszeit war und ich ja erst lecker eingekauft hatte, passte das dann ganz gut. Von meinem Unterschlupf aus konnte ich die hier sehr langen Blitzverkettungen beobachten - Klasse!
Problem war bloß, dass auch nach einer Stunde, also gegen 20 Uhr, das Gewitter keine Anstalten machte, abzuziehen oder fertig zu werden. Denn mein tolles Versteck war dabei abzusaufen.

Zuerst gab's mal 'n Steinhaufen damit mein Rucksack sich nicht vollsaugen konnte. Aber nach einer weiteren halben Stunde war genug mit Fußbad. Erster Notfall meiner Meinung nach!

Daher gab's 3 ordentliche Schluck aus meinem Flachmann von "Belas Bestem 3* Spezialbrand", denn hier konnte/wollte ich nicht mehr bleiben. Und wenn schon beim Wandern vom Blitz gegrillt dann wenigstens Spaß dabei :-))

Aber als ich gerade fertig war, mich zu bepacken zog das Gewitter weiter. Jo, ich hatte es vergrauelt :-)) Die Sonne ging langsam unter und es gab einen großen Doppelregenbogen.
Als dann der nächste Ort erreicht wurde, verabschiedetet sich auch noch der Regen. Daher beschloss ich, noch auf die nächste Anhöhe zu spazieren.
Der Wanderführer versprach dort einen guten Ausblick über das Tal von Astorga.

Einen tollen Platz fürs Zelt gab's hier auch. Nachdem ich jedoch gerade fertig war mit dem Streckeplan für morgen und die Stirnlampe ausgemacht hatte, gab's ein ordentliches Flackern und eben in der selben Sekunde einen kräftigen Schlag!
Das Gewitter war wieder da und zwar direkt über mir. Nix mit 21-22-23!
Meine Überlegung war ganz klar. Wurde schon mal jemand vom Blitz im Zelt erschlagen ???
TK 30 / JW 275

Mittwoch, 23. Mai 2007

12. Wandertag

Donnerstag 17.5

Tiergeräusche

In der Nacht war's etwas frisch hier oben. Hab aber trotzdem gut geschlafen. Das Zelt war erstmals weder mit Tau noch mit Kondesat befeuchtet. Muss wohl der Wind hier oben sein.
Gefrühstückt wurde im Sonnenaufgang. Suuuper - leider waren die Batterien von meiner Knipse alle!

So dass es gegen 8:30 los ging. Den Weg hatte ich mir, soweit möglich, mit dem Fernglas schon ausgeguckt. Ging aber nicht so gut da sie sich hinter den Bergkuppen prinzipiell andersherum bewegten, als ich dachte !

Na ja aber da ich Zeit hatte, war mir das relativ. Nach 2 Stunden und 500 Höhenmetern Abstieg beschloss ich, den Nachbargipfel noch mitzunehmen.
Welcher aber auch so gar nicht touristisch erschlossen war. So dass ich mich die lezten 300 m Weg durch kniehohes Gebüsch kämpfen musste! Oben angekommen konnte ich mich davon überzeugen, dass es nicht mal einen Trampelpfad gab, obwohl hier eine Vermessungssäule und ein Steinmänchen standen (auf das natürlich auch ich noch einen grosßen Stein draufstapelte).

Auf dem Gipfel gab's dann das 2. Frühstück, wobei ich feststellen musste, dass mein Proviant nun incl. Wasser alle war.
Wasser war kein Problem denn nach 30 min kam ich schon an der nächsten Quelle vorbei, aber das Essen!

Gegen 14 Uhr erreichte ich das nächste Bergdorf im "EL VALLE DER SILENCIO - Tal des Schweigens" aber außer 9 sehr süßen Häusern gab's hier nichts (auch keine klitzekleine Kneipe).
Auch in den nächsten beiden Dörfern war nichts zu machen (Kneipen ja, aber zu), da schon nach 15 uhr und damit Mittagspause bis 18 Uhr (hier so üblich)
Erst ganz unten im Tal in COMPLUDO ca 450 m/ue. N. hatte die Dorfkneipe offen. Aber auch hier erklärte man mir (gerade 17 Uhr) dass es erst ab 19 Uhr was zu Essen gibt aber mit 'ner Cola und 'nem Eis ging's mir schon wieder echt besser :-)
(Bier hätte mich aus den Latschen gehoben da es ja um 11 das letzte Essen gegeben hatte - hab ich aber überlegt :-) )

Na ja, so konnte ich auf jeden Fall wieder bis El Acebo (800 m/ ue. N.) hochkraxeln. Ein Ort auf dem Jakobsweg.
Hier gab's auch gleich 'n Tante Emma laden wo sich die Pilger ringsrum sammelten und ich nach nur 15 min Anstehen endlich was ordentliches zu Essen bekam :-)
Eigentlich wollte ich hier bleiben. Aber weiß nicht, ob die sich abgesprochen hatten. Aber hier war alles voll mit Briten!
Das war echt furchtbar. Sie sind sehr laut und waren hier irgendwie echt nervig. Da hatte ich keine Lust drauf nach 2 Tagen Ruhe.

Also schleifte ich mich noch auf die MONTES DE LEÓN hoch. Wo ich dan wieder ein sehr schönes Plätzchen auf einer Bergwiese fand (ca 1.400 m/u.N.)

Tiere der Nacht :
Es ist sehr, sehr leise in der Nacht in den Bergen. Das heißt, man hört wirklich sehr gut und sehr weit außer wenn Wind weht. Und der pausiert öfters mal (es gibt auch kein dauerhaftes Grundrauschen von 30-40 dB wie ind er Stadt - was die meisten von uns nicht mehr warhnehmen).

Also Hufgetrappel, meckernde Wildschweine, 'n knurrender Wildhund sowie Kauze und Uhus bringen mich da nicht aus der Ruhe.
Aber hier waren wieder mir unbekannte Tierchen unterwegs (wie gestern auch).
Mit Beginn der Abenddämmerung wurden sie aktiv (Nachttiere/Jäger?).
Fauchig-kratzende Geräusche hinterließen sie. Manchmal auch zu zweit und so schätzungsweise auf 20 m kamen sie ans Zelt ran! Aber kein Schnüffeln oder Fauchen wie von Wildkatzen. Würde echt gern wissen, was die sind?? Jemand 'ne Idee?

(Nachtrag Donnerstag 9.8.07 :
Da ich in Frankreich wieder ähnliches hörte und dann auch endlich mal erblickte auf der Flucht vor mir war ich dann erleichtert. Wer gern mal reinhören möchte
http://www.allesjagd.com/service/allesjagd_p4m6wr.php - boxen schön laut und dann auf Dammwild klicken .-) )

TK ca 30 a 35.000 Schritte

11. Wandertag

Mittwoch 16.5.

MONTES AQUILIANOS

Gut ausgeruht und mit super Laune düste ich gegen 8 Uhr los. Heute mal NICHT auf dem Jakobsweg. Was sich als erstes daran bemerkbar machte, dass ich den ganzen Tag insgesamt 7 Menschen traf :-) 4 Wanderer und die Bedienung von 2 Cafés (die am Fenster guckenden Statisten nicht mit eingerechent). Und natürlich das fast gar keine Wanderwegbeschilderungen mehr vorhanden waren.

Grund meiner neuen Streckenplanung war eine Email die mich gestern erreichte. Die endgültige Bestätigung darüber, dass ich ab dem 27.5 in León für 3 Wochen Wanderunterstützung bekommen sollte. Und zwar auch noch die mir momentan liebste auf der ganzen weiten Welt - Nadja ;-).

Nun ist es so, dass León max. 2-3 Wandertage entfernt war. Und ich dann dort mehr als eine Woche Pause machen müsste. Aber 5-7 Tage waren nur eingeplant. Mehr wären mir 100%ig zu langweilig- oder ?

Also schaute ich in meinen Führer nach Alternativen und in 5 Zeilen mit 3* war die Besteigung der Montes Aquilianos erwähnt. Die aber wirklich für den "normal Pilgerer" einen zu großen Umweg bedeuten würde :-) . Weswegen ich auch 2 Tage frei hatte vom Gegenverkehr :-).

Eine grobe Wanderkarte gab's im Touribüro in Ponferrada.
Stellt Euch vor dass dort tatsächlich drin steht, dass es: " hier auch noch seltene vom absterben bedrohte Tierarten wie den Auerhahn und Braunbären gibt"(Zitat).

Was Braunbähren in den Bergen!?
Aber da wollte ich doch zelten. Also noch mal ins Touribüro um nachgefragt ob es sich um einen Druck/Übersetzungsfehler handelt. Nein!
In einem gutem Englisch wurde mir erklärt, dass es noch 5 oder 7 Bären im Norden von El Bierzo, in den Bergen gibt!
Stimmt das? (kann das mal jemand überprüfen ?)

Dann wollte ich noch wissen ob ganz sicher im Norden. Weil meine Berge waren im Süden. Ja ja, war die Antwort.

Na, dann hoffe ich mal, dass alle der letzten Bärchens nicht Nord mit Süd verwechseln würden in den nächsten 2 Tagen :-)

Der Weg war in Ordnung. Permanent auf ganz kleinen Asphaltpisten (alle 2 Stunden mal ein Auto) zog es sich 25 km bis ich dann endlich den höchsten Ort PENALBA DE SANTIAGO ca. 1.100 m über Null erreicht hatte.
Glücklicherweise fast ausschließlich im Wald, da die Sonne den ganzen Tag ordentlich einheizte (ca 25 Grad im Schatten).


Oben angekommen suchte ich den Weg für den Abstieg ins Nachbartal. Aber sowohl die Bedienung als auch die Britischen Wanderer konnten nur mit den Achseln zucken ?

Na ja, Kompass raus und einen Pfad bergauf gefolgt. Über eine Stunde war ich unsicher ob hier nicht gleich 'ne Hütte steht und dann Schluss ist! Aber das gehört mit dazu :-).

Alles ging klar. Ich erreichte total platt gegen 17:30 Uhr einen der Gipfel des Gebirges. Von dem aus ich 'nen super Ausblick in alle Richtungen hatte. Und mich damit gut orientieren konnte. Mein Fernglas, das ich in Santiago de Compostela fast mit zurück geschickt hätte, war hier Gold wert!

War da nur wenige km neben den Skiliften auf ca 1.500 m. Ponferrada lag ganz friedlich im Tal ( Luftlinie ca 20 km )
Damit kaum vom Kurs abgekommen :-)

Einen Zeltplatz mit super Aussicht+ Sonnenuntergang gab's auch noch. Und einen Braunbären konnte ich auch nicht rumrennen sehen. (wäre leicht gewesen, da hier außer Wiese, Steinen und flachen Sträuchern nix weiter war.


Tk ca 30

Dienstag, 22. Mai 2007

10. Wandertag + Pausentag in Ponferrada

Montag 14.5 + Dienstag 15.5.

Hotel Castilia in Ponferrada

Die Letzten 16 km spazierte ich gut gelaunt in fast ausschließlich feuchten Sachen und nassen Schuhen Ponferrada entgegen. Da natürlich über Nacht nichts trocknen konnte.
Endlich eine größere Stadt mit Internetcafés, Wachmaschinen und aber vor allem freute ich mich auf sanitären Luxus / eine heiße Badewanne!
Und um sicher zu gehen, dass das alles klappt, schnappte ich mir gleich das Hotel gegenüber der beeindruckenden Freimaurerfestung auf deren Besichtigung ich mich schon freute.
MMMMMM war das klasse :-)))
Föhn und Klimaanlage mussten zum Sachentrocknen missbraucht werden, aber egal :-)




Die Festung incl. Museum ist wegen Bauarbeiten leider bis Juni geschlossen. Schaaaaade!

Den Dienstag brachte ich hier auch noch gut rum. Wollte noch nicht weiter wandern. Denn meine Fußgewölbestrukturen brauchten etwas Pause.
Ja und sonst essen - essen- essen - alles und viel! Ich kam mir so'n bisschen dürr vor :-))

TK 19 / JW 215

9. Wandertag

Sonntag 13.5

Tolle Nacht / Super Wetter / Rekord

Geweckt wurde ich + alle durch ein AHHHH + Plumps. Da war eener echt von oben aus dem Bett gefallen - aber alles ok.
Da erst um 5 war noch Zeit zum schlafen. Aber Pustekuchen.
Trotz gutsitzender Oropax wechselte es zwischen Stereo /Quadro und Surround schnarchen! Nur ab und zu von zarten und weniger zarten Streichern unterbrochen!!
Echt starke Kulisse. Und die wollten alle mit geschlossenen Fenstern schlafen!? Da wär doch die komplette obere Mannschaft incl. mir erstickt :-))

Tatsächliches Wecken war um 6:42 mit dem Einschalten aller Neonleuchter und dem Zukrachen des Fensters, das ich heimlich geöffnet hatte!
AUU - leichter Doppelkopf !!
Und unglaublich, sie sprangen wie beim Militär (oder zumindest glaube ich, dass das dort so ist) wie die Aufgezogenen aus Ihren Betten und wuselten und packten. Und um Punkt 6:50 verabschiedeten sich die ersten Trupps mit lauten BUENO CAMINO.
Na, die alte Garde sach ich nur. Egal aus welchem Land.

Ich beschloss, die defensive Variante durchzuführen, also liegen zu bleiben :-) . Denn immerhin, so hieß es, schließen sie erst um 8.
So gegen 7:15 wunderte mich die Ruhe. Und mal ein Auge aufgemacht - der Laden war fast leer! Außer 2 Leuten und diversem Franzmann alle weg! Schon wieder krass!
Na ja da wollte ich wohl auch mal.

Hää - Ich bekam die Tür kaum auf!?
Sturmböen mit Frontalregen peitschten mich schlagartig wach und ich wollte doch bloß mal schnell auf die Toilette und etwas langsamer erwachen!

Regenbekleidung war angesagt und der Abstieg auf eben solchen aufgeweichten Pisten war auch nich so ohne. Und wie immer quälten/rutschten/fluchten sich mir die meisten entgegen den Berg hoch.
Ich glaube die Taxis von gestern hatten heute Morgen ein gutes Geschäft :-)

So verabschiedete mich Galicien denn (Foto am Grenzstein), ich hoffte, dass das nicht die Begrüßung von Kastilien war!
Insgesamt gab's Hagelregen, Sturmregen, Nieselregen, Regen von vorne und von unten und auch ganz normalen Regen und ab dem Nachmittag einen 5-15minütigen Wechsel zwischen Regen und Sonne.
Über den sehr schnellen und sehr steilen Abstieg war ich froh. Den Rest des Tages ging es neben und auf der alten Bundesstrasse raus aus den Montes de Polo.
Normalerweise bekommt so eine Strecke max 1* aber heute waren's 3 . Da alle anderen Wege schlechter gewesen wären.
Gegen frühen Abend kam ich in ein schönes Weinanbaugebiet. Es handelt sich um die Region EL BIERZO die zu Kastilien gehört. Ein riesiges Tal von Bergen umzingelt.

Zeltaufbauen war leider nur im Regen angesagt. Aber egal gegen 19 Uhr war ich einfach nur Platt.

TK 42 (Rekord, ohne es zu merken - hier gab es keine Km angaben mehr auf den Steinen)
JW 204

BILDER / FOTOS unter

http://picasaweb.google.com/Nortuk/UnterwegsAufDemJakobsweg

8. Wandertag

Samstag der 12.5

Alto de Polo / Ein Pilger mehr im Container

Heute sollte es endlich wahr werden!
Meine erste Nacht in einem Refugio "HOSPITAL DE CONDESA".
Davon trennten mich jedoch 34 km mit einem 12 km Aufstieg auf den Alto de Polo (1337m), den höchsten Berg Galiciens.
Start von daher um 7:30 Uhr mit dem Sonnenaufgang an diesem sonst zum Glück sehr bewölkten Tag.

Und was soll ich schreiben - ich wanderte und wanderte.... hatte heute ausgesprochenes Glück beim Wegeraten. Insgesamt nur 1 mal ganz kurz falsch getippt ! GENIAL!
Das ist absoluter Rekord außer dem Tag, wo ich die "Sprayerwandergruppe?" vor mir als Hilfe hatte :-)

Den Pass erreichte ich über teilweise lose Pisten, also 'ner Kombi aus Schotter und Geröll. Aber alles kein Problem und mit gutem Ausblick eigentlich super.
Oben gab's dann noch 'nen 10km Weg neben der Passstraße. Dort war es sehr windig/stürmisch/ungemütlich und landschaftlich eher trostlos, da hier nur noch ein paar Sträucher zwischen den Steinen hervorlugten.
Dafür fuhren aber Taxis regelmäßig hin und her. Wahrscheinlich weil hier der ein oder andere Pilger gern mal so'n bisschen schummelte :-) .
Ich natürlich nicht!!

Für mich galt nur fix zur Herberge. Möglichst vor 17 Uhr, dass ich noch ein Plätzchen abbekam . Denn auf Zelten hatte ich hier keine Lust.
Im Führer stand was von sehr sauber + gut ausgestattet mit fließend warmem Wasser, Waschmaschinen und sogar Trocknern. Super da hätte ich gleich mal alles durchgewaschen :-)
Am Ziel war ich tatsächlich so gegen 16:30. Aber die Herberge war geschlossen wegen Bauarbeiten!!
Dafür aber von Baucontainern umzingelt aus denen schon die Pilger guckten! Angemeldet + Abgestempelt ohne Meckern, weil ich falschrum laufe - na besser als nix !
Warm Wasser und Waschmaschinen waren natürlich gerade aus!
Aber egal, denn hier oben gab's doch tatsächlich 4 Kneipen :-))))

Unglaublich!!

Bräuchte eigentlich nix weiter schreiben oder? Na nee, 'ne kalte Dusche tat's halt auch und 'nen Fensterplatz auf'm Doppelstockbett in einem 30 Mann Kontainer (3 große aneinandergeschraubt) gab's auch noch.
Das vorletzte freie Bett übrigens.
Glück gehabt ?

So, dann ward's lustig nach 'ner Bierchen-/Kneipenrunde und 'nem Schnagg hier und da ward dann die Küche endlich gegen 20 Uhr eröffnet (die Spanier essen immer sehr spät - das ist auch der Grund, warum ich normalerweise nix bekomme, wenn ich normal zelte).
Es gab da so'n Lammgericht als Pilgermenü Nr. 3. War echt lecker.

Versackt bin ich dann in 'ner Kneipe, wo auch die Einheimischen tanzten (die aus dem Dorf unten hochkamen). Und zwar gab's 'ne original Galicische 3-Mannen-Band mit einem Schlagzeuger + Kuhglocken und 2 GAITA-Spielern (Dudelsack) . Das klang für mich als Laie wie original irische Musik - cool !

Geschichte: die Galicier haben Kelten als Vorfahren. Sprechen zwar kein Keltisch aber dafür Galicisch. Das ist dem Portugiesisch näher als dem Spanisch.
Daher kommen also auch die Dudelsäcke und die Friedhofskirchen-Tradition mit Kreuzen und den schicken gotischen Kirchen.

Eingeschlafen bin ich gut :-), nachdem ich mit einem Franzmann zusammen als letztes gerade noch so den Container erreichte :-)
(Übrigens waren einige Schiebefenster vorhanden. Aber keins davon offen!!?? Na zum Glück war eins direkt an meinem/unserem Bett. Welches ich ganz leise einen Spalt weit aufbekam denn die Luft war schon zum schneiden als wir eintrudelten!!!)

7. Wandertag



Freitag 11.5

Hórreos / Pilgerpass

Start war gegen 8 Uhr. Streckentechnisch veränderte sich glücklicherweise nix, so dass wieder 3* von mir vergeben wurden.

In Sarria (km 111 vor Santiago) kam ich, nicht zufälligerweise, an einem Pilgerbüro vorbei. Jetzt endlich konnte ich nach einem Pilgerpass fragen, der mich dazu berechtigt, falls notwendig, in einer sehr kostengünstigen Pilgerherberge schlafen zu dürfen.

Natürlich hatte ich in Santiago schon gefragt. Dort bekam ich aber keinen mit der Begründung, dass man nur und ausschließlich nach Santiago pilgert und nicht davon weg!
(hinter vorgehaltener Hand jedoch der Tipp, dass ich mal mehr als 100 km vor Santiago nachfragen soll - da nimmt man's nicht mehr so genau)
Dazu müsst ihr wissen dass der Pass auch dazu dient, all seine Sünden erlassen zu bekommen (!), wenn man es zu Fuß die letzten 100 oder per Pferd oder Radel die letzten 200 km bis Santiago schafft!!! Und natürlich die Herbergsstempel vorhanden sind!
So, nun seid ihr im Bilde.
Na auf jeden Fall bekam ich einen und war damit offizieller Pilger auf dem Weg nach Santiago :-)

Sonst fand ich auch noch heraus, dass diese Dinger da, die hier und da rumstehen, hórreos heißen und Maisspeicher sind. Und auf Stelzen und den Breiten Füßen stehen, damit keine Mäuse reinklettern können .-)

TK 33, JW 118

6. Wandertag

Donnerstag 10.5.

Corridoires / "Der Exakte 48 Stunden Schmerz auf Rechts"

Endlich führte der Weg wieder ins Galicische Hinterland. Dort gab's unzähligen kleine süße Sträßlein, Chausseen, Feldwege und Pisten. Erstmals lernte ich lauftechnisch sehr anspruchsvolle unter hornalten Chausseen verborgenen Corridoires kennen. Römerstraßen! Nein, nicht welche auf denen sie schon gegangen sind. (das ist ja warscheinlich in fast ganz Europa der Fall)-
Nein, welche die sie selbst oder aber Ihre galicischen Sklaven erbaut haben. Stark und unglaublich, denn teilweise waren sie besser als die Feldwege :-)) Meist aber nicht!

Sonst gibt es noch zu berichten, dass mein rechter Fußschmerz ab exakt 15:30 verschwunden war! Somit taufte ich dieses Phänomen auf diesen (siehe oben) medizinisch exakten Fachbegriff :-)

Tageskilometer (ab heute TK) bis 20 Uhr 34. Und damit 88 Km auf dem Jakosweg.(ab heute nur noch JW)


5. Wandertag

Mittwoch 9.5

"Bummeltempo"

Heute Morgen durchquerte ich als erstes mal das Dörfchen Casanova. Toller Name aber sehr unspektakulär mit ca. 12 Häuschen und einer Herberge. Hat der Bube dort begonnen, sein Unwesen zu treiben, oder is der Name nur Zufall?
Mein Fuß wollte immer noch nicht so richtig, was mich zum "Bummeltempo" zwang ! Furchbar!
Da sah ich sie, all die leichtfüßig, sportlichen Wanderer die mit einem flotten Bueno Camino an mir voerbei fegten. Und ich schlich wie all die 50+er dahin :-)
Aber naja wie war das noch mit dem "aus der Not 'ne Tugend"-Gedönse... Auf einmal hatte ich viel mehr Zeit mir die Pilger mal genauer anzuschauen die mir zu 99.9% entgegekamen. Und das war lustig !
Die meisten sahen natürlich wie ganz normale Wanderer aus, nur teilweise mit langen oben gekringelten Holzwanderstaeben mit einer Muschel drann (klassischer Pilgerselbsverteidigungswanderstab) und mit etwas zu groß geratenen Rucksäcken. Manche konnten mich sogar noch toppen und ich hatte ja noch ein Zelt mit dabei.
Andere wiederum hatten nur 10L Minirucksäcke. Na wie man damit auf diese Strecke (insgesamt 905 km) klar kommen soll, frage ich mich schon?
Am coolsten waren jedoch die alten Knaben mit Rollköfferchen mitten in der Pampa oder aber einer kam mir auch pfeifend mit einem Esel entgegen - Stark!

Insgesamt machte ich mehr Pausen, ließ mir überall viel Zeit und wenn man fußwackelnd hier und da rumstand/saß, wurde man echt oft angeschnaggt.
Übrigens hatte ich manchmal das Gefühl, dass 50% der Wanderer Deutsche sind. Das muss ich aber jetzt nach 3 Wochen korrigieren. Es sind nur ca. 30%. Dann gibt's ca. 30% Spanier-Portugiesen-Italiener-Franzosen und noch mal so ca. 30% Briten. Aber auch mit Kanadiern, US-Amerikanern, Australiern, Ungarn, Hollandis und Japanern hab ich mich unterhalten.

Der Altersschnitt liegt bei 50% bei 50+. Den Rest teilen sich die 20-35ger und die 35-50ger. Jugend und Kinder sind zwar mal mit dabei aber sehr selten.

Und noch etwas muß ich unbedingt erwähnen, wenn ich einmal dabei bin. Respekt und Hut ab vor all den Dicken! Täglich sehe ich mind. 10 die über 100 kg mit sich rumschleppen und dann noch einen dicken Rucksack!!

Mein Blauer Kreispfeil ist leider wieder verschwunden, so dass hier und da das Gesuche wieder los ging. Na ja aber was soll ich schreiben - In der Ruhe liegt die Kraft. Und zumindest bis ca 15 Uhr brauchte ich nur zu warten, wo denn da die Pilger her kamen.
Ab dann war übrigens kaum noch wer unterwegs. Denn als Pilger musste man sich seinen Herbergsplatz sichern....

Die Strecke war übrigens die lezten beiden Tage nur stellenweise schön. Zum Großteil begleiteten wir mit 5-500m abstsand, die N-5-47 ein vielbefahrene Bundesstrasse(Bild).
Aber da ist nix zu machen der Jakobsweg war sicher zuerst da :-)

Tageskilomerter bis 21 Uhr 34 / km auf dem Jakobsweg 58 seit Santiago (153 seit Finisterre)

4. Wandertag

Platten auf Rechts / Ein Hoch auf den Sprayer

Heute ging's Punkt 8 los und gegen 9 lagen die Stadtmauern auch schon weit hinter mir. Erstaunlicherweise hatte ich mich kaum verlaufen, da mir 1. eine Unmenge an Pilgern entgegekam, schon weit über 200 bis zum Mittag und 2. tauchte sehr zuverlässig an jeder Kreuzung irgendwo eines dieser lustigen "tag"-Symbole auf, die von einem Sprayer stammen müssten, da in derselben Farbe blau auch hier und da kiffende Rastamännchen und andere lustige Bilderchen auftauchten, die offensichtlich allesamt nicht alt sein konnten, da sehr gut sichtbar und teilweise auch Pflanzen mit angemalt.

Na wie auch immer. Dadurch kam ich super voran (keine sinnlose Zwangs-Weg-Such-Pausen mehr .-) und hatte schon gegen 15 Uhr die ersten 30 km in der Tasche.
Heute würde ich die 38 km Marke locker brechen dachte ich bis : zuerst ein zucken dann ein bohren und schließlich und endgültig ein Krampfen meinen rechten Fuss absolut lahm legten!
So ein Mist!
Auch nach Massage+Fußbad im Bächlein und Schuhwechsel ging nichts mehr außer hüpfen auf links :-(.
Da hatte ich wohl etwas übertrieben an so einem heißen Tag (Sonne pur, ca. 25 Grad). Wohl einfach zu schnell unterwegs.

Schleichend-humpelnderweise hab ich's dann aber grad noch bis zur nächsten Kneipe geschafft :-)).
Und nach 2 großen Bierchens ging's dann auch wieder, so dass sogar noch ein schöner Zeltpltz in Reichweite war .

Tageskilometer ca 34 / km auf dem Jakobsweg 31

Santiago de Compostela

6.+7.5.

Santiage de Compostela

Nach kurzem Frühsport von 5 km bin ich um 9:45 vorm wirklich ganz schicken Dom von Santiago angekommen.

Eine Pension im Zentrum für die nächsten 2 Tage war auch fix organisiert.
Als nächstes stand natürlich erst mal Wäsche waschen auf dem Programm. (Keine Maschine vorhanden!!) Daher weiß ich jetzt, warum so manche "alte" Frau" noch so "kernig" ist. 30 min Handwäsche in der Badewanne strapazieren nicht nur die Unterarme sonder auch Schultern +Rücken. Das ist ja auch Sport!!

Danach gab's erst mal hardcoresightseeing durch das Wirrwarr unzähliger kleiner Gässchen incl. Museum, Kirchen und den schicken Plätzen in der original aus dem Mittelalter erhaltenen Altstadt(=Zentrum)

Gegen den frühen Abend war ich allerdings im Groben durch. Da sich tatsächlich fast ausschließlich Souvenirgeschäfte, Boutiquen, Cafés und Bars aneinander reihten ...wo Touristen sich gegenseitig in die Fersen traten ( :-( es war tatsächlich teilweise echt voll )

Am Montag trieb ich mich bevorzugt inCognito (also als Spanier verkleidet! - nee bloß ohne Outdoorbekleidung und Sonnenhut - da gehe ich doch als Spanier durch) in den Vorstadt-Stadtteilen herum. Das war ein Spaß! Denn nur hier sieht man wie die "Compostelenser" wirklich ticken: ein Schnagg auf dem Zebrastreifen , ein über den Stau meckernder Mofafahrer überholt mal eben 100 m auf dem Fußweg.... ;-)

Mein Gepäckproblem habe ich übrigens gelöst, indem ich schweren Herzens ein paar sperrige Sachen wie Trinkflasche, Kletterschuhe... nach Hause geschickt hab.

Alles in allem eine schöne Stadt, aber 2 Tage waren für mich genug.

Montag, 7. Mai 2007

3. Wandertag

Samstag 5.5.

Mann, hab ich übel geschlafen ! Und schon vor 7 wach. Um die Zeit ist es schon ordenlich am dämmern, aber das Zelt ist außen stark taunass und innen feucht vom Kondenswasser + wie die lezten Tage so frisch, dass man seinen Atem sieht.

Aber egal einpacken + Frühstück und ab gehts. Heute ist es den ganzen Tag sonnig, so dass es über Mittag im Windschatten schon 25 Grad sind. Es geht bevorzugt durch waldige Landschaften mit süßen kleinen Stolperfaden - runter in die Flusstäler und auf der anderen Seite wieder nauf. Insgesammt ist die Gegend wieder welliger als die gestrige. PONTE MACEIRA mit dem Rio Tambre wird durchquert. Eines der wohl traumhafteste Mittelalterdörfer, das ich je gesehen habe.


Zelt, Schlafsack und Co trockne ich übrigens immer nachmittags während meiner Pause (in der ich logischerweise stets was esse, 'n Schläfen von ca 20 min mache und dann noch ne Stunde meditiere - das geht super hier draußen - geil !!)


Kurz vor Santiago de Compostela geht die Pilgerzahl ordentlich hoch - 27 heute. Oder liegt das am Samstag?
Insgesammt sind es heute 36 Tageskilometer.
Ich hab nen super Zeltplatz mit Fastblick auf die Stadt gefunden und bin schon ordentlich auf die drittbekannteste christliche Pilgerstadt der Welt (nach Rom und Jerusalem) gespannt.

2. Wandertag

Freitag 4.5.

Mann, hab ich lange geschlafen. Bin erst so gegen kurz vor 9 aus dem Zelt gekrabbelt.


Nu aber fix gefrühstückt, eingeräumt (immer noch kein Packoptimum gefuden) und los. An der wunderschönen alten Capella de Nosa vorbei mitten in der Pampa (frag mich wo da die Leute zum beten her kommen außer den Pilgern / bei uns werden die Pfarrerstellen zusammengestrichen und hier wird so ein altes Schmuckstück im Nirgendwo absolut neu gemacht??).


Heute ist es wieder stark bewölkt , die Sonne läßt sich kaum blicken, aber dafür kein Regen.


Ich komm super vorwärts und schaffe bis zu meiner Siesta um 13:00 schon fast 25 km. Zwischendurch gab's 'n Streckenabschnitt, wo 15 km nicht mal ein Dorf oder ne Kapelle zu finden waren-mann, wenn Du da irgendwo vom Bären angeknabbert wirst oder ähnliches, liegst Du wohl ne weile rum, bis mal jemand kommt. (gestern übrigens ganze 7 Pilger im Gegenverkehr)


Die steilen Bergpässe und die Küste sind verschwunden, dafür gibt's hier viel scheinbar endlos lange Pisten und mini Asphalt-Landstraßen mit vielen Bauern, Kühen und vor allem Hunden. Wuff Wuff, bin bei manchen froh, dass ich 2 Stöcke zur Abwehr hab (nee nee dazu kommt es nicht aber sie sind eben selten an der Leine und kommen schon mal nah ran, zum Pilgercheck)


Heute hat sich die Zahl der mir entgegenkommenden Pilger auf 17 erhöht. Außerdem war mein Proviant früh alle und ich musste gegen Nachmittag/Abend 12 km auf ne offene Dorfkneipe warten. Dort gabs zwar nur Chips und Bier aber nach dem 2. sieht die Welt dann gleich wieder ganz anders aus :-))


Hab dort nen Ungarn getroffen der sich trotz "richtiger" Richtung heute schon 2 Stunden verlaufen hat. Bei mir waren's heute ca 37 Tageskilometer bis 20:00, und diesmal nur 5 davon verlaufen. Man entwickelt langsam nen Riecher für versteckte blasse kleine gelbe Pfeile an überwucherten Steinen, alten Ruinen und Strommasten :-) . Das hilft echt .


Probleme mit Blasen oder Ähnlichem hab ich nicht. War doch gut, dass ich die Schuhe schon seit 2 Monaten einlaufe. Dafür trocknen Sie nicht über Nacht. Im Gegenteil, sie ziehen an und sind seit Dienstag feucht.


Genächtigt wird kurz vor Villasero....

1. Wandertag :-)

Donnerstag 3.5

Geweckt wurde ich tatsächlich vom Sonnenaufgang :-) hier übrigens erst so gegen 7:30. Sachen gepackt (sehr kompliziert da ein feuchtes Zelt+Isomatte+Schlafsck ne ganze Ecke mehr Platz fressen als im Trockenen Orginalpackmaß(wusste ich eigentlich, hatte ich bloss vergessen !) ) gefrühstückt und los.

Zum Essen gab's, schon mal im Vorfeld, die nächsten 3 Tage Brot mit Crema de Choco und oder mit Kräterquark+frischem Knoblauch :-)). Den Wassersack (3Liter) hab ich unterwegs in den kleinen Bars gefüllt, die mal so sporadisch alle 5-20 km in den Dörfern aufkreuzten.

Zur Streckenausschilderung:

Grausam, Miserabel,Furchtbar, Irreführend, Frustrierend...!!!

Nach 6,-- km entdeckte ich durch Zufall das erste Schild! Mann, war ich froh, wusste ja grob in welche Richtung ich musste/man kam vom Kap aus nur in eine weg :-)Es erklärt sich ganz leicht. Die Pfeile in gelb am Boden oder aber als Wegstein befanden sich wenn man sie fand immer 2-10 m hinter den Kreuzungen. Wenn man also die richtige Richtung läuft also zum Kap geht alles klar. Aber die anderen so wie ich hatten immer Rate mal mit Rosenthal!!!

Not macht erfinderisch! Klar hatte ich für solche Fälle einen Kompass eingepackt, aber wenn beide Gabelungsrichtungen wahrscheinlich sind? Na klar Fußspuren suchen - hatte ja bis gestern auch hier geregnet! Ging super auf Waldwegen ( mir kamen einige Wanderer entgegen die zum Glück welche hinterließen). Ja auf Stein oder Asphaltwegen konnte man hoffen Leute zu treffen (war aber sehr selten der Fall). Ja sonst konnte man nur den geratenen Weg bis zur nächsten Kreuzung laufen und dort nach einer weitern Markierung suchen. Wenn ich dann eine fand war ich happy und dasselbe Spiel ging von vorne los !!!

Einen Dank an die Bauern, die mich mind. 5 mal die lezten 3 Tage zurückpfiffen, um mich zu fragen, wo ich denn hin wolle, um mir dann den richtigen Weg zu zeigen. Der eine konnte gut Englisch und berichtete, dass er dies manche Tage mehrmals täglich macht!

Ebenso ein Dankeschön an die vielen Dorfbewohner vor allem alte Leutchen die meiner Meinung nach immer mal darauf warteten, dass endlich jemand nach dem Weg fragt. So schien es zumindest :-)
Na und weil ich dann wohl doch so'n bisschen Spanisch aussehe gab's nicht nur nen Richtungszeig mit der Hand sondern einige Male noch ne ganze Menge mehr. Nach dem dritten Si, Gracias! ließ ich sie dann immer ausreden. Einige waren dann zwar enttäuscht, als ich der Fairheit halber am Ende doch noch ein No Comprendo rausbrachte (aber mit einem Yo Aleman also Ich Bin Deutscher lächelten dann die meisten wieder ).

Nun zu meinem Wanderführer:

So ziemlich am Anfang steht, dass eigentlich seit 98 (dem vorletztem heiligen Jahr glaube ich) kein Wanderführer mehr nötig ist auf Grund der guten Ausschilderung!!
Natürlich konnte die ein oder andere Kreuzung mit Rueckwärtslesen und Umdenken gemeistert werden (er ist wie die Beschilderung in Richtung Kap Finistierre geschrieben und es gab laut der Reisefibel (Laden in LE) keine anderen auf dem Markt)
Mein Lieblingssatz war daher: "Die nächsten 6,3 km geht es auf schwer beschreibbaren kleinen Pfaden weiter, so dass Sie gut auf die Beschilderung achten müssen "... (dort 4 mal verlaufen :-()
Insgesamt bin ich heute 38 km gewandert. Und 9 davon auf falschen Wegen :-(( !!!!!!

So nu aber genug beschwert !

Die Streckenabschnitte an den wunderschönen galicischen Stränden und auf den scheinbar unendlichen Bergkämmen waren teilweise atemberaubend und unbeschreiblich . Muss man einfach sehen!!

Gegen 20.00 hab ich Leger gemacht und den Wanderführer in Vorbereitung auf morgen schon mal vorwaärts und rückwärts doppelt gelesen und drin rum gemalert :-))



Buenas Noches



Cap Finisterre

Mittwoch 2.5.


Bis Mittags war ich noch in A Coruña. Hab gemütlich ausgeschlafen und dem Regen gelauscht.

War dann noch 'n bisschen schoppen und stellt euch vor hab da so'n Tante Emma Laden gefunden wo's von der Bratpfanne über Wäscheklammern bis zu Trekkingwanderstöcken alles gab. Natürlich je nur ein paar zur Auswahl.

Aber nach reichlich 10 sek Überlegungszeit entdeckte ich den GS Stempel und Made in Germany und dachte na die können ja nur gut sein :-). Und der Hammer is, dazu gabs noch einen Pedometer/Schrittzähler (was perfekt ist für mich, da ich eine Durchschnittsschrittlänge von einem meter hab) und ein Bein-/Armreflektorband :-)). Um's mal gleich vorweg zu nehmen, die ersten 95 km haben sie mir schon goldene Dienste geleistet!



Gegen Mittag hab ich mir nen Bus geschnappt-direckt zum KAP FINISTERRE "Ans Ende der Welt"!!

Geschichte :
Schon lange vor den Christen wanderten die Kelten durch Frankreich/Nordspanien bis ans Kap, um dort wahrscheinlich Männlichkeitsprüfungen zu bestehen / Heilige Zeremonien durchzufüren / und es wird behauptet, um manchmal auch unliebsame Dinge dort hoch offiziell los zu werden. ...

Na auf jeden Fall bin ich gegen mittlerem Nachittag dort angekommen und hab erstmal keine keltischen Exehefrauen oder ähnliches dort herumirren sehen :-). Sachen geschnappt und ab zum Kap. Da sowieso Sackgasse, hab ich meine Sachen nach 4 km in den Busch gehauen und bin so weitergewandert.

Übrigens gab's hier dick Sonnenschein, wegen Wind sicher nicht mehr als 15 Grad, aber dennoch sehr angenehm.

Die Landschaft, die Menschnleere und die Ruhe waren beeindruckend und genau das, was ich nötig hatte nach den Großstädten!
Bin dort noch 8 km rumgewandert und war gegen Sonnenuntergang bei meinen Sachen zurueck . Kurz nach Aufstellen des Zeltes mit Tür/Fenster Richtung Osten, fing es auch gleich an zu regnen :-)!





Gute Nacht

Dienstag, 1. Mai 2007

A Coruña

Dienstag 1.5.

Tachchen - bin wieder jut gelandet in A Coruña leider nur bei 13 Grad und einer Kombi aus Niesel und Dauerregen.
Da das Wetter so dufte is und keine Gefahr besteht, dass ich den Hitzetod sterbe, hab' ich mich gleich mal warm gelaufen die 11 km vom aeropuerto bis ins centro . Das waren knappe 2 ein halb Stunden also ganz ok (nebenbei scheint die Regenbekleidung ooch ganz dicht :-) )

Und da auch hier dem Tag der Arbeit gehuldigt wird, hatten natürlich keine Touristinfos offen, so dass es ganz nach 'ner ultrateuren Hotelübernachtung aussah und ich gleich mal Geld "sparen" wollte, indem ich beim Bürgerkönig essen war. Und ween drifft man da, die liebe Jugend und stellt euch vor die wussten sogar wo man ne gut günstige Bleibe im Altstadtzentrum bekommt :-)

GEIL - direkt über ner leckeren Gastro (wo ich gleich mal mit dem Cheffe 2 Biers trinken musste weil er von 67-69 in Germanien gearbeitet hat und...). Na auf jeden war ich grad noch am Strand und dann Essen (heut gabs wieder Fisch) aber so mit dauerregen isses n bisschen fad.

Aber die Stadt is super und echt sehenswert im Vergleich zu Madrid(was nicht heißen soll, dass es da keine schönen Ecken gibt - hab sie bloß nicht so schnell gefunden)

So na denn bimo - der vorerst lezte Tag in der Zivilisation außer es regnet weiter so graefdsch