Dienstag, 7. August 2007

Fazit

Meine persönlichen Tipps und Einschätzungen für die von Euch die auch gern mal etwas länger wandern/pilgern möchten.



1. Streckenempfehlung:

Meine persönlich Einschätzung :

3. Etappe zwischen Le-Puy-en-Valay und Sain-Jean-Pied-de-Port:
Vom Französischen Zentralmassiv über den Quercy bis Moissac können wohl unbestritten dauerhafte 2 - 3 * verteilt werden. (Daumen hoch)

Ab Moissac jedoch bis Eauze ist der "Wanderweg" mit durchschnittlich über 50% asphaltiert aber Landschaftlich mit der nördlichen Gascogne noch schön. Also ehr 2*.

Ab Eauze bis Sain-Jean-Pied-de-Port kann ich persönlich jedoch getrost den Zug empfehlen. Da die bäuerliche Gegend mit fast dauerhaften Asphaltgewandere auf Landstraßen wenig reizvoll ist. Also mit hängen und würgen 1*.



2. Etappe zwischen Sain-Jean-Pied-de-Port und Leon
Die Pyrenäenetappe bis Pamplona hat sogar mehr als 3*verdient. Sehr anstrengend aber wunderschön.

Von Pamplona bis Logrono wird die teilweise sehr viel befahrenen Nationalstraße N 120 begleitet. Dies kann sehr nervig sein aber Landschaftlich hat das Baskenland viel zu bieten.
Daher 2*.

Von Logrono über Burgos bis Leon gibt es kurze schöne Streckenabschnitte es dominiert jedoch leider der Weg entlang der N 120. Landschaftlich gibt es wandertechnisch kaum Abwechslung.
Daher 0* (teilweise aber auch mal 2*)


1.Etappe Leon bis zur Küste
Von Leon bis nach Ponferrada geht es zwar nur gerade aus aber Maragateria hat etwas unbschreibliches also 2*.

Über die Montes de Leon und Montes de Aquilianos ists zwar anstrengend aber lockere 3*.

Durch El Bierzo und über die Montes de Polo bis 3 Tage vor Santiago bleibt es bei 3*.

Das "lezte" Stück geht es entlang der Hochfrequentierten Nationalstarße 547 sogar entlang einer Autobahn und um den Flughafen von Santiago. Daher max 1*.

Die 3 Tage bis zur Küste gibt es schönste ruhige Galicische Landschaften also noch mal 3*.


Insgesamt gefiel es mir daher in Spanien besser als in Frankreich.

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2. Wanderführer:

Wenn jemand von Euch vorhat gegen den Strom zu Wandern alternative Routen zu nutzen oder ausgefallenerweise mit Esel, Pferd oder Hund unterwegs sein möchte muß ich Euch unbedingt den "Miam Miam Dodo" empfehlen.
Durch Karten auf 50m ganau ersparen sich die französischen Autoren falsch interpretierrbare Worte für Wegbeschreibungen. Dafür ist somit um so mehr Platz für ausführliche und jährlich aktualisierte Infos über alle Unterkünfte von Herberge über Hostel - Hotel bis hin zu Unterstellmöglichkeiten für 4 Beiner, direckt auf und für die Orte bis ca 5 km neben dem Jakobsweg.
Gedruckt wird er zwar in Frankreich aber auf wunsch in jeder Europäischen Sprache für ca 22€.

Alle anderen "Normal" Pilger würde ich evtl schon den Outdoor Führer vom Steinverlag empfehlen. Er ist jedoch Stellenweise überholungsbedürftig!

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3.Wandertechnik / Tageseinteilung / Rucksack

Schätzungsweise über die hälfte aller Pilger laufen täglich ca 20 km mit schlecht gepackten und falsch eingestellten Rucksäcken!

1. Kennt Ihr den Tunnelblick den Ihr bekommt wenn Ihr eine Weile auf der Autobahn unterwegs seid, nur noch systemgesteuert rechts und links ausweicht.....??
Zu einem ähnlichem Phänomen kommt es wenn Ihr länger als 3-5 Tage am Stück wandert.
Ich würde sagen es kommt zu einer Überladung von Informationen.
Nach meinen 7 Tage Wanderetappen konnte ich ohne Hilfe meines Tagebuchs kaum noch sagen was ich am Anfang gesehen,erlebt geschweigedenn durch welche Orte ich gewandert bin!

Nehmt Euch daher immer mal 1-3 Tage Zeit zum Pausieren, Verarbeiten und genießen !!!!
Auch der Physikalische Anteil des Körpers wird es Euch danken ;-)

2 Wenn Ihr nicht wisst wie dann geht in den Outdoorladen Eures Vertrauens und laßt Euch dort Euren Rucksack einstellen (bitte vorher voll packen). Man sollte immer mit geschlossenem Hüftgurt wandern auf dem ca 80% der Last zu liegen haben!

3. Schlafsäcke , Wasserflaschen und ähnliches gehören nicht hinten außen drann. Sieht evtl cooler aus aber daß wars auch schon .-). Leichte Sachen immer nach unten und schwere nach oben!

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Schuhe / Stöcke

Schuhe:
Kauft Eure Wanderschuhe min 1 Monat vorher und lauft sie ein. Laßt sie kleben/neu besohlen wenn sie kaputt sind und kauft ja keine neuen zwischendurch. Das geht nicht gut!!
Spart Euch "Wundergoretex membran" etc. Euch wird gern Atmungsaktivität und ähnliches versprochen. Aber niemand steigt nach 5-8 Stunden mit trockenen Füßen/Socken aus Wanderschuhen/Stiefeln wenn es mehr als 25 Grad sind ;-)
Mein Tipp lieber echtes Leder und vor Wanderung an Regentagen noch mal die Nähte nachfetten!
Ein leichtes paar Wandersandaletten als 2 Schuhe für leichtes Gelände gleichzeitig zum baden/duschen ist auch nicht verkehrt.


Wanderstab/Stöcke
Die meisten von Euch sagen sichrer das sieht echt bescheiden aus mit 2 so Berg tracking Stöcken.
Vergeßt nicht daß sie min. das Gewicht Eurer Arme tragen. Also ca 10% Eures Körpergewichts. Diese 10% Energieersparniss könnt ihr direckt in Eure Beine umleiten und von daher jeden Tag 10% weiter wandern ;-)
Den klassischen einzelnen Pilgerwanderstab habe ich mehr am Rucksack als in der Hand gesehen.

Auf jeden Fall ist eins von beiden nicht verkehrt um sich dann und wann Hunde von den Waden fern zu halten! Ganz besonders in Frankreich war ich da einige male sehr froh drüber (da die Bauern dort immer 2-3 freilaufende Tierchen gleichzeitig hatten)!!


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Land und Leute

Also Ihr werdet es kaum glauben sowohl in Spanien als auch in Frankreich färhrt die Jugend mit lauter Bum Bum Musik in getunten Autos rum. Die Rentner vertreiben sich die Zeit am Fenster und wer "einen auf dicke Hose" machen will fährt mit nem zu goßen Jeep, Merceds oder Reanuld rum. Wer billig Einkaufen möchte geht in einen Spar oder Aldi.

Was ich Euch damit sagen möchte ist das es im wesentlichen kaum Unterschide zwischen uns und unseren Nachbarn gibt !!! .-))

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Persönlich werde ich natürlich oft gefragt ob die Reise Ihren "Zweck" erfüllt hat und mir daß gebracht hat was ich wollte. Dazu möchte ich nur ganz kurz schreiben JAAAAAAAAAAAAA.

Wenn man so viel Ruhe zum meditieren, soviel Zeit zum nachdenken und soviel Möglichkeit sich zu bewegen hat sprudeln die tiefen Gedanken und Gefühle nach oben/außen. Viele Fragen beantworten sich von alleine und neue entstehen.
Irgendwann wird es aber sehr ruhig im inneren. Bei mir nach ca 7 Wochen :-)

Mit einem lachendem und einem weinendem Auge verabschiedete ich mich von meiner Reise.


Mit viel Freude vor allem auf meine Freundin, Familie und Freunde aber auch mit ein bisschen Widerwillen kehre ich in unser überreguliertes überzivilisiertes Gesellschaftsleben als braver deutscher zurück !

Montag, 23. Juli 2007

Heimreise

Mittwoch 11.7.

Gegen halb acht verließ ich mit Toni das Gite, um den 8 Uhr Bus nach Rodez zu nehmen.

An der Busstation trafen wir noch einen Wanderer, ein Businessfranzose, der das oberexakteste Oxfordenglisch sprach :-) - sehr sehr selten hier zu Lande !
Auch er war mit Wandern fertig und wollte von Rodez aus mit dem Zug nach Hause fahren. Nach Paris .-) das war auch meine Route. Sehr schön, über eine Reisebegleitung, die sich mit hiesigen Gegebenheiten auskennt war ich sehr froh.

Ordentlich mit Aspirin gedopt hatte ich wenigsten keine Kopfschmerzen mehr. Aber gegen Fieber hatte niemand was in der Tasche und extra noch zum Arzt deswegen kam für mich auch nicht in die Tüte.

Glücklicherweise war uns unser Businessfranzose beim Fahrkartenkauf behilflich, denn im einzigen Bahnhof der Gegend hier in der Kreisstadt Rodez sprachen natürlich beide Fahrkartenverkäufer weder ein Wort Englisch, Deutsch, Spanisch noch Norwegisch.

Liebes Frankreich so was ist echt Panne! Aber für Frankreichreisende keine Überraschung. Mann will hier vielerorts kein Ausländisch jeglicher Art sprechen. Bei einem Staat der von einer Mitte Rechts Partei regiert wird eigentlich auch kein Wunder!!

Aber wir hatten ja Glück. Ich ganz besonders, da ich den letzten Platz im Schlafwagen von Paris nach Stuttgart reservieren konnte. Normalerweise ist der schon einen Monat vor ausreserviert, berichtete man uns!

Toni verabschiedeten wir. Für ihn ging es nach Pamplona. Ein bisschen war ich neidisch auf ihn denn alles in allem hat es mir persönlich in Spanien wesentlich besser gefallen als in Frankreich.
Wir starteten nach Paris und erreichten es gegen 19 Uhr. Hier traf ich einen Reporter der mir bei der Kommunikation mit dem Bahnhofspersonal behilflich war (wieder keine Fremdsprache), wo ich mich nach dem Umsteigen in Paris erkundigte.
Man hatte mir nämlich auch nach mehrfachem Nachfragen keinen Reiseplan ausdrucken können/wollen in Rodez!

Besagter Wirtschftsreporter begleitete mich in der Pariser Metro bis zum Ostbahnhof und setzte seinen Weg nach Brüssel fort. Wofür ich ihm sehr dankbar war!

Nun ging alles glatt. Der eutsche Nachtzug startete pünktlich. Auf deutsch angesprochen zu werden war wirklich ungewohnt für mich so nach knapp zweieinhalb Monaten in der ferne.

In den 6er Schlafabteilen war es recht gemütlich(2 3er Doppelstockbetten). Ich war ruckzuck eingeschlafen.

Gegen 5:45 klopfte es an der Tür. Es war der Schaffner, um den Fahrgast mit der Liege Nr. 34 zu wecken. Das war ich :-). Wir würden in einigen Minuten Stuttgart erreichen.
Echt cooler Service muss ich sagen. So sparten man sich laute Durchsagen und die anderen wurden kaum geweckt.

In Schwaben kurierte ich mich noch weiter 4 Tage aus.

Krank in Espalion

Dienstag 10.7.

Am Morgen ging es mir eigentlich schon wieder ganz gut dachte ich. Packte meine Sachen und startete gegen 9 Richtung Zentralmassiv. Heute sollte es auf 1.400 m hoch gehen.

Leider war ich nach 4 km schon wieder so schlapp, dass ich mich grad noch bis in den nächsten Ort schleifen konnte. Meine Stirnhöhlen schmerzten ordentlich und das Fiber war auch wieder da.
Also eine Stirn/Nasennebenhölenentzündung!
Mit sowas habe ich mich letztes Jahr schon mal rumgeschlagen , daher war mir klar, dass das Auskurieren mind. eine Woche dauert.

Mein Entschluss war schnell gefasst.

AB NACH HAUSE!


Denn hier krank rumliegen kommt nicht in Frage. In der Touri Info berichtete man mir, dass es in Espalion einen Bus nach Rodez gibt und man von dort nach Paris fliegen oder mit dem Zug fahren kann.

Also schleppte ich mich zurück nach Espalion. Überraschenderweise traf ich dort an der Touri Info Toni der im Gite geblieben war und vernünftigerweise beschlossen hatte seine Füße 5 Tage zu schonen. Um dann mit dem Zug nach Spanien zu fahren um dort weiter zu wandern.

Im Gite war mein Bett noch frei, wo ich dann auch den Rest des Tages verbrachte :-(

Donnerstag, 19. Juli 2007

ESPALION

Montag 9.7.

Espalion

Ziemlich matschig und kaputt erreichte ich gegen 9 die mit knapp 4.000 Menschen bewohnte Kleinstadt Espalion am Fluss Lot(Bild).


Ein modernes kleines Gite war schnell gefunden und meine Sachen konnte ich auch schon mal reinstellen, bevor es dann um 14 Uhr öffnete.

Auch nach Kaffee und Frühstück ging's mir nicht besser, im Gegenteil. Ich bekam Fieber und dick Kopfschmerzen! Bis 14 Uhr unterstützte ich noch die Gastro der Stadt und war dann aber froh mich in ein Bett verfrachten zu können.
Den Rest des Tages dopte ich mich mit frisch gepressten Fruchtsäften vom Obstladen nebenan. Konnte aber nichts weiter machen, als im Bett abzuhängen und mich auszukurieren.

Hier traf ich Toni ein sehr relaxten gut englisch sprechenden alten Pilger aus Norwegen, der wohl so ziemlich alles falsch gemacht hatte, was möglich ist. Erst war er mit seinen alten eingelaufenen Wanderstiefeln gestartet. Hat sie aber nach Ablösen der Sohle - nein, nicht reparieren lassen sondern - einfach weggeworfen. Ihm war nicht bekannt, dass man so was reparieren lassen kann!
Hatte sich dann neue gekauft die aber schon am ersten Tag im Regen durchweichten und dadurch gleich Blasen entstanden! Sauer auf sich, weil er "preiswerte (140€)" gekauft hatte ließ er diese am Straßenrand stehen und holte sich die teuersten mit Goretex-Innenmaterial.
Darin wurden aus seinen kleinen Blasen dann große (Bild)!!
Eigentlich kein Riesenproblem außer wenn man Diabetiker ist und dadurch eine sehr langsame Wundheilung gerade an den Füßen auf Grund schlechter Durchblutung hat!!

Zu guter letzt zeigte er mir seinen norwegischen Wanderplan mit dem er in 35 Tagen in Santiago sein wollte. Diese Verrückten wollten, dass in etwas mehr als einem Monat schaffen wofür ich 2 gebraucht hatte. Für junge durchtrainierte Sportler evtl. möglich. Aber für diese älteren Herren einfach nur blanke Selbstüberschätzung. Sein Rückflug war auf jeden Fall schon gebucht :-).

Beim Verbandswechsel war ich ihm gern behilflich - man sieht ja nix unterm Fuß dafür hat er mich mit Tee versorgt :-)

45. Wandertag

Sonntag 8.7.

CONQUES / GR 6

Diese Nacht war es echt kalt. Trotz schlafen in voller Montur und mit geschlossenem Zelt hatte ich ordentlich gefroren. Nach dem Aufstehen war mir aber alles klar. Dicke Bewölkung und nicht mal 15 Grad!!

Ihr müsst wissen, dass mein dünner Schlafsack ein "Hüttenschlafsack" ist. Das heißt sehr klein und sehr leicht. Man könnte ihr locker in einen lehren Tetrapack rein stopfen. Nachteil ist ganz klar die Isolierung. Bis 15 Grad versprach der Hersteller sei alles im grünen Bereich und unter 8 im roten+Danger für die Leute die von selbst nicht frieren extra dick rein geschrieben :-)

Da "Kung" so wird CONQUES ausgesprochen im Tal liegt bestand mein Frühsport zum Bäcker heute erst mal aus einem knapp 1-stündigen Abstieg über 350 Höhenmeter. Auf schon seit Jahrhunderten ausgelatschten, noch durch die nächtlichen Gewitter nassen Kalksteinfelspfaden.
Da meckerte auch schon mal mein linkes Kniegelenk. Denn Vollbelastung aus der kalten mochte es verständlicherweise garnicht.

Gegen halb neun wurde dieses süße Dorf erreicht bei welchem es sich laut Reisführer um die Perle der Via Podiensis handelt!
In der Tat ein sehr schönes oder aber auch das bisher schönste Dorf in Frankreich. Alles, sogar die Gullideckel waren original aus dem Mittelalter ;-).

Hier ist es Brauch, dass alle Anwohner und alle Besucher sich einmal pro Jahr für 14 Tage verkleiden. Natürlich mittelalterlich als Bettler, Bauern, Händeler oder je nach dem als was man hier arbeitet.
Unverkleidete werden von den Torwächtern nicht in die Stadt gelassen! :-)
Frage ich mich natürlich was sie mit den Wanderern und Pilgern machen die mal eben kein Kostüm im Rucksack haben - darf man dann in Unterwäsche als Bettler durch :-) ?

Nach Kaffee und Frühstück ging es natürlich auf der anderen Seite im Tal wieder hoch.
Mir kamen heute eine Unmenge an Wanderern entgegen, das war fast schon komisch - wie in Spanien :-)
Wie ich aber nach Befragung Einiger herausbekam, handelte es sich bei der Strecke Le-Puy-en -Valley (welches ich in 5 Tagen erreichen wollte) bis hier nach Conques um eine der Beliebtesten Wanderstrecken der Franzosen überhaupt. Also um den Mercedes der Via Podiensis wie mir einer sagte.

Gegen Nachmittag entschied ich mich für eine gleichlange 16 km alternative Strecke, den GR 6 welcher 4 Städtchen wegließ und dafür ausschließlich durchs Grüne ging. Bis auf ein paar kniehoch zugewucherte Passagen auch eine gute Wahl.
An solchen Teilstücken schob ich übrigens aus Sicherheitsgründen immer einen Wanderstock ein Stückweit vor mir durchs Gras. Denn giftige Schlangen gibt es hier eine Handvoll!
Erst am Morgen wieder hatte ich eine beim "Sonnen" erschreckt die dabei von der etwa mannshohen Mauer abrutschte und mir fast ins Gesicht viel :-).
War aber armlang also eine Große, und Große, so sagte mir Madame Renauld, seien ungiftig.

Gegen frühen Abend fühlte ich mich schon sehr kaputt aber das ist schon ok nach 35 km. Also raus aus den dicht bewohnten Gebieten zu und dann schnell zelten.

Blöderweise ging kurz darauf ein kräftiges Gewitter incl. ordentlicher Regengüsse an. Ein guter Zeltplatz war schnell gefunden aber der Regen nahm kein Ende! Das bedeutetet (übrigens das zweite mal erst innerhalb des gesamten Urlaubs) Zeltaufbauen im Regen ! Diesmal ging's nicht so gut, einiges ward nass und es war wieder eine kalte Nacht!

TK 41 / GK 1.565

44. Wandertag

Samstag 7.7.

Figeac verließ ich nach gutem Frühstück gegen halb acht.

Landschaftlich ging's heute ordentlich auf und ab, teilweise wieder bis über 800m. Es handelte sich bei dieser Region um Vorboten des Französischen Zentralmassivs, auf das ich mich schon besonders freute.
Optischerweise gab's ähnlich der südlichen Gascogne viele viele Felder und Bauernhöfe. Leider stieg der Asphaltanteil des Weges auch gleich wieder auf ca 80% an.

Wettertechnisch gab's einen interessanten Mix. In der Nachmittagssonne waren's sicher wieder lockere 30 Grad, aber die Luft war kalt und in den Wälder war es so frisch, dass ich einen flotten Schritt auflegen musste um nicht einzukühlen :-)

Gegen 8 wurde das Plateau über Conques erreicht. Hier fand ich einen super Zeltplatz incl. Sonnenuntergang.

TK 49 / GK 1524

Freitag, 6. Juli 2007

FIGEAC

Freitag 6.7.



Pausentag in Figeac



Nach 10 km Morgenspaziergang erreichte ich über Umwege (da in eine GR Kreuzung verwickelt) gegen 10 Uhr Figeac.

Diese sehr süße Kleinstadt mit 10.500 Einwohnern liegt am Fluss Chele. Sie ist reich an gut sanierten gotischen Bürgerhäusern und Stadtpalästen. Also kurz gesagt, alles sehr schnike hier und von daher weder over- noch under-dressed und damit die Schönste der 3 letzten Städte.


Was ich übrigens zu den Übernachtungen noch nicht erwähnte ist, dass es hier laut Touristen Information auch hier nichts im Mittelfeld gibt! Komisch, denn das bedeutet entweder Hotel so ab 60,- oder aber für mich dann Gite am Kloster so ca 15,- Was natürlich cooler ist.

Das ist also hier in France etwas merkwürdig, denn ich hätte auch nix gegen eine Pension, Hostel, oder wie sonst man auch diese Zimmer nennt, gehabt.

So dann bin ich nun mal auf's Abendbrot gespannt. Wird sicher lecker :-))

43. Wandertag

Donnerstag 5.7.



Trueffel / DOLMEN

Wettertechnisch war's mit 25 Grad wieder wärmer geworden und aus der Hefe kam ich auch erst kurz vor 10.

Landschaftlich blieb alles wie gehabt. Viele, viele Kilometer war ich wieder mal auf original römisch geschichtsträchtigen Straßen unterwegs, die schon so manche Ochsenkarren, auch mit Sicherheit so manche Legionen und im Mittelalter auch ganz klar der ein oder andere Ritter oder König passiert haben mussten:-)

Es ging weiterhin durch wirtschaftlich kaum genutzte Brachflächen. Wohl bemerkt, kaum!

Denn im Winter sind hier "Trüffeljäger" mit ihren langjährig gut trainierten "Suchschweinen" unterwegs.

Denn wie bekannt sind gefundene und getrocknete Trüffel guter Qualität mehr als Gold wert.

Am späten Nachmittag passierte ich den DOLMEN von Grealou (Bild). Über diese Geräte ist in Wirklichkeit nicht viel Bekannt. Man weiß auf Grund von C14-Messungen, dass sie aus der vorkeltischen Megalitkultur sind, also mind. 3.000 Jahre alt, in ein Zeitalter mit Stonehenge den Osterinseln, den frühn Ägyptern, Inkas... fallen. Also alles schwammig. Es könnte sich um ein Grab, ein Altar, ein Kalender ..... gehandelt haben.

Ist ja auch Wurscht, denn krass ist so ein Ding schon irgendwie wenn's da einfach mal so rum steht oder liegt :-)

TK 40 / GK 1465

42. Wandertag

Mittwoch 4.7.



CAUSEE DE LIMOGNE / CAZELLES

Gestern Abend habe ich noch eine große Runde durch die Stadt gedreht und musste dabei feststellen, dass ein riesiger Altstadtkern vorhanden ist. Mit vielen, vielen super kleinen Gässchen und Durchgängen. Dieser ist jedoch kaum bis gar nicht saniert. Zum Teil manche unbeleuchtet sogar ausladend oder gruselig wirkend. Fazit: diese Stadt ist völlig "underdressed", saniert und beleuchtet würde sie Moissac locker den Schneid abkaufen.

Nach einem ausführlichen Frühstück mit Australiern verließ ich nach dem Einkauf erst gegen 10 die Stadt. Diese Australier waren übrigens der Meinung, dass alle Deutschen reich sind. Da sie eine Pension haben und 60 ihrer Gäste eben aus Deutschland kommen und immer gut Trinkgeld geben ;-). Daher waren sie auch etwas erstaunt, dass ich noch nicht in Australien war !!!

Heute hatte ich meine "Wanderhausaufgaben" besser gemacht. Denn auf den nächsten ca 35 km würde ich kein Dorf durchqueren geschweigedenn einen Laden finden.

Und so war es auch. Herrlich und traumhaft nochmals Natur pur!! Ja, keine absolute Einöde, da hier und da in der Ferne ein Weiler oder Dorf gesichtet wurde, aber dennoch das bisher schönste Wanderstück und damit der schönste Wandertag in Frankreich.

Übrigens heißt diese Gegend hier CAUSEE DE LIMOGNE und ist einen extra Wanderurlaub wert!

Weiterhin ging es auf historischen Straßen entlang unzähliger längst verlassener und teilweise schon seit Jahrhunderten verfallener Weiler. Welche sich teilweise nur noch an Hand der Mauern oder großen halbüberwucherten Kalksteinhaufen erkennen ließen.

Erhalten sind meist nur noch die runden stabilen komplett aus Stein bestehenden CAZELLES - Schäferhütten(Bilder). Euch ist sicher schon aufgefallen, dass sie fast immer im Wald stehen?

Im Mittelalter und zu Römerzeiten waren hier riesige Weideflächen vorhanden.


TK 39 / GK 1425

Dienstag, 3. Juli 2007

41. Wandertag

Dienstag 3.7.

CAHORS

Da vom Sonnenaufgang geweckt, ging's wieder um kurz nach 7 los. Blöd war, dass es gestern Vormittag nur einen kleinen Tante-Emma-Laden gab, ich aber damit gerechnet hatte abends zumindest noch mal so was oder 'ne Gaststätte zu sichten.
Was auch beides der Fall und beides geschlossen war. Weil Montag war und in Franzland viele den Sonntag offen haben und dann eben Montag Ruhetag ist...

Resultat, ich hatte für die nächsten 20 km noch einen Apfel und 3 Kekse. Was ja als Frühstück völlig ok war. Aber schon nach 2 Stunden war Knast angesagt!! Der Weg super, aber eben ausschließlich steinige Pfade, so dass ich auch nicht schnell vorwärts kam. Kirsch-, Apfel- oder Mirabellenbäume waren leider auch nicht zu sichten :-(

So gegen Mittag pünktlich kurz vor Regenbeginn erreichte ich dann endlich CAHORS. Die mit knapp 20.000 Einwohnern größte Stadt auf meiner Wanderung in Frankreich.
Schon beim Abstieg sah ich von Weitem die Valentre-Brücke über den Lot (welcher die Stadt Hufeisenförmig umfließt) mit ihren 3 gewaltigen Wehrtürmen. Solche Wehrbrücken, von denen es hier einst 3 gab, waren im Mittelalter so gut wie uneinnehmbar. Die Blütezeit erlebte Cahors zwischen dem 11. -13. Jh, als sie durch Ihre Bänker Europaweit bekannt war.

TK 19 / GK 1386

40. Wandertag

Montag 2.7.


QUERCY BLANC


Nachdem mein belgischer Zimmernachbar mir Rumrascheln und Sachen packen begonnen hatte, war ich gleich wach.

Aber so ein Mist, es war erst um 6:10 und Frühstück gab's doch erst um 7. Dieses hatte ich in diesem Gite auch mit dazu genommen. War aber ein Fehler denn hier gab's für 5.5€ bloß einen Kaffee und trockenes Weißbrot mit Marmelade. Also ganz und gar nicht so französich wie ich's gewohnt war.

Na ja, aber dann war ich eben schon um 10 nach 7 fertig und startklar.

Das Wetter war heute erstmal seit Wochen glaube ich angenehm kühl, so max. 20 Grad und damit super Wanderwetter.

Schon nach wenigen Kilometern ließ ich die komplett bäuerlich bewirtschaftete Gegend hinter mir und es ging aufwärts auf die Kalksteintafelberge auf die QUERCI BLANC, von denen diese Region ihren Namen hat. Die wenigen Dörfchen, welche ich heute durchquerte (4), hätten allesamt in Mittelalterfilmen mitspielen können. Mal vom Asphalt und den Laternen abgesehen.

Auf den Tafelbergen ging es oft auf schmalen Passwegen fernab von Straßen oder Weilern. Also Natur pur!
Und natürlich kaum Asphalt. Dies nahm ich durchaus als Versöhnung für die relative landschaftliche Monotonie der Südgascogne :-)

Unterwegs war ich bis kurz nach 8, als dann ein sehr entspannten Zeltplatz auf einer Anhöhe gesichtet wurde, von der aus ich schon den Funkturm von Cahors sehen konnte, der 20 km erntfernt war.

Ganz nebenbei hatte ich heute meinen persönlichen Rekord um weiter 5 km erhöht und das, ohne sehr breit zu sein :-)

TK 50 / GK 1367

Sonntag, 1. Juli 2007

MOISSAC

Samstag 30.6 + Sonntag 1.7


MOISSAC / KLOSTER CARMEL


Start war kurz nach Sonnenaufgang und im Morgennebel ging ich einen sehr schönen Weg die letzten 12 km entlang eines Garonne-Nebenarmes bis MOISSAC.

In meinem Führer hatte ich bereits gelesen, dass sich das hiesige Gite de Etap in einem schönen alten Kloster nahe des Altstadtzentrums befindet.
So war es dann auch und so kam ich dann als Pilger doch noch ins Kloster:-)

Das Kloster CARMEL wurde 1858 fertig gestellt und bis1850 wurde hier fleißig gebetet. Danach wurde es Verwaltungsgebäude der Stadt und seit 2000 Herberge de International oder eben Gite de Etap.

Moissac liegt am Fluss Tarn (der einige km weiter in die Garonne mündet), hat 13.000 Einwohner und ein sehr südländisch/ mediterranes Flair.
Scheinbar leben hier viele Künstler und Superreiche, denn ich entdeckte viele Edelboutiken und Kunstgalerien.

Insgesamt kann man hier super abhängen in großen Parks, am Kanal oder der Tarn sowie in vielen kleinen Cafés in der Altstadt und natürlich im Kloster :-)

Samstag, 30. Juni 2007

39. Wandertag

Freitag 29.6

erstmals überholt / QUERCY

Start war gegen 8 und mein erstes Ziel war die Erstürmung einer Boulangeri / Bäckerei in Lectour.

Ihr müsst wissen, dass ich schon eine Unmenge an Euronen in diesen Geschäften ließ.
Die französische Backkunst ist aber derartig gut, dass da kein Weg dran vorbei führt !
Noch nie habe ich hier irgendein Gebäck gegessen, welches selbst oder aber die Füllung irgendwie nach Konservierungsmitteln oder sonst irgendwie nach Sythetik geschmeckt hätte.
So etwas muss man bei uns suchen!
Außerdem gibt es in deutschen Landen meines Wissens keine Butterblätterteig-Schweineohren, die sowohl auf der Vorder- sowie auf der Rückseite mit Schokolade überzogen sind. Oder aber Schillerlocken aus ebenso Butterblätterteig mit Schocko-Sahne-Füllung sind....

Genug der Völlerei. Lectour ließ ich etwas bauchlahm :-) südwestlich liegen und beobachtete beim Abwandern noch ein paar Bauern bei der Honigmelonenernte.

Heute gab's alle paar Stunden ein anderes Schloss /Burg / Festung oder aber Ruinen davon zu sehen. Ohne Zweifel ging es hier im Mittelalter zur Zeit der Religionskriege heiß her.
Da die meisten von Ihnen zwar in Privatbesitz aber zur Besichtigung frei sind, wäre dies eine Gegend, in der ich auch so mal Burgenurlaub machen würde.

Während meiner Siesta kam erstmals großen Schrittes ein in meine Richtung wandernder Franzmann vorbei. Dieser behauptete in 3 Monaten von Le Puy zum Kap und nun wieder auf dem Rückzeg zu sein? Soll es Leute geben die auf Dauer knapp 40 km pro Tag laufen können ???

Gegen Abend erreichte ich das gewaltige Tal des Flusses La Garonne, und damit das Ende der Gascogne und den Beginn der Region QUERCY.


TK 40 / GK 10305

38. Wandertag

Donnerstag 28.6.

Sonnenblumenfelder / ein Hoch auf Autanspray

Nach einem sehr sehr ausführlichen französischen Frühstück schaute ich noch mal in einem Cyber café vorbei, um Euch ein paar Bilder hochzuladen, um dann gegen Mittag zu starten.

Es waren wieder angenehme 30 Grad und die ersten Kilometer ging's dann auch mal wieder nach spanischem Vorbild nur geradeaus. Diesmal auf einer alten Eisenbahnstrecke. War ganz putzig, hier und da ein ehemaliges Schrankenwärterhäuschen, jetzt mit schickem Vorgarten, wo einst Gleise waren, und hier und dort noch ein paar nicht abmontierte Zugsignale.

Die Nordgascognische Landschaft veränderte sich langsam. Weinberge verschwanden und dafür tauchten mehr und mehr Sonnenblumenfelder auf: Sieht sicher toll aus, wenn erst mal alle blühen.
Außerdem wurde es insgesamt leicht und eher flach wellig. Das heißt, man konnte viel weiter sehen und die Anzahl an kleinen Teichen, Seen und Flüssen nahm ebenfalls zu.
Kurz gesagt, gefiel es mir hier viel besser :-)

Am frühen Abend sah ich schon die gewaltige Kirche von LECTOURE in diesem Bergstädtchen thronen, als ich beschloss, an dessen Fuße zu Zelten, um dort morgen in Ruhe frühstücken zu können.
Zuvor legte sich mir noch ein kräftiger Mirabellenbusch zu Füßen, der dringend leergegessen werden wollte, was mir jedoch nicht gelang :-). Dabei wollte mich schon die ein oder andere Mücke aussaugen, woraufhin ich mich schon leicht mit Autan eindieselte.

Am Fuße von Lectoure jedoch auf der einzigen Wiese weit und breit, umgeben von dichtem Gehölz, wurde ich so stark attackiert, dass ohne 'ner zweiten Sprayrunde nix gegangen wäre. Um mich herum war eine einzige Mückenwolke, die mich danach aber gar nicht mehr mochte und vor Wut meinen Rucksack angriff :-) . Zumindest sah es so aus.

TK 29 / GK 1265

37. Wandertag

Dienstag 26.6 + Mittwoch 27.6


CONDOM


Nachdem ich Sophia und Adrien noch zur Schule gebracht habe, denn der Kleine hat sich das so gewünscht, mal von einem "echten Pilger" weggebracht zu werden :-), ging's mit straffem Schritt Richtung Nordwest und CONDOM.

Gestern hatte ich mir nur nochmals einen neuen Wanderführer geholt und zwar diesmal den Mercedes unter den französichen, den MIAM MIAM DO DO, das ich Euch problemlos mit Mjam Mjam Dei Dei übersetzen kann :-)
In ihm sind nicht nur alle Herbergen und Restaurants aktuell aufgeführt, sondern auch noch Wegkarten auf 100m genau.

Interessanterweise war heut der erste Wandertag in diesem Lande, an dem der Asphaltanteil bei nicht mal 10% lag - endlich .
Blöderweise regnete er aber einen Großteil des Tages, so daß ich oft durch knöcheltiefen Matsch und über glitschigen Lehmboden der Weinberge rutschen konnte.

In Condom sah ich dann echt lustig aus - Matsch bis auf dem Rucksack. Weiß zwar nicht wie ich das geschafft habe, aber eigentlich auch egal :-)

Als erstes steuerte ich wie immer zur Touri. Info. Auch hier gibt es nix zwischen Hotelzimmer und Gites.
Die Entscheidung für die Herberge fiel da nicht schwer.
Und das war gut so, denn sie war wesentlich kleiner und schöner als die Masseunterkünfte in Spanien.

Mit dem Franzmann Ferdinand war ich dann noch essen. Immer gut, einen Speisekartenübersetzer mit dabei zu haben :-)
Ein ehemaliger Importeur/Exporteur, der sogar noch mit der DDR-Regierung gehandelt hatte :-)

Heute am Mittwoch habe ich mich dann endlich mal um die Homepage gekümmert (kostenloser PC im Gite), mir die Stadt angeschaut und das Museum für Armagnac (ein sehr besonderer und leckerer Brandwein aus der Region) angeschaut.
Außerdem wurden meine Wanderstiefel neu besohlt und endlich seit 2 Monaten das erste mal wieder gekocht ! Natürlich Spaghetti mit Tomatensoße la grande. mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm genial

Kochen fehlt mir übrigens genau so wie Musik wesentlich mehr als ein Bett oder eine eigene Tür zum abschließen :-)
Da 2/3 meines Urlaubs rum sind freue ich mich schon wieder auf Leiptsch .

Das Museum für Präservative, mit denen jeder gleich den Namen dieser Stadt verbindet, hatte leider geschlossen: Wollte zu gern wissen, was man da so ausstellt:-]

Condom an sich bestand bereits bei den Kelten als Ansiedlung und wurde 1317 Bischofssitz. Der Name leitet sich wohl von Con Dominu, oder Condate Dun ab.

Bilder : Fotos 3.Etappe

http://picasaweb.google.com/Nortuk/UnterwegsAufDemJakobsweg3Etappe

Donnerstag, 28. Juni 2007

Eauze

Montag 25.6

Pausentag in Eauze

Eoos wird's übrigens gesprochen. Wann man welche Buchstaben wie spricht habe ich noch nicht raus bekommen. Aber immerhin konnte ich mittlerweile schon nach dem Weg, den Kilometern usw. fragen, und kam mit allen Wegbeschreibungen und den Grußformeln zurecht.

Hier gab es ein Cyber Café. Aber 1€ für 10 min. ist mir einfach zu teuer. Brigitte sagte das im nächsten Ort eins ist und gab mir die Autoschlüssel. Unglaublich!
Natürlich nahm ich lieber das Fahrrad. Aber auch 1€ für 15 min waren mir zu dick. So vertrieb ich mir den Nachmittag mit 'ner Stadtrunde, dem Sortieren aller Bilder auf meiner Digicam und dem Spielen mit Smarties, einer 4 Wochen alten Katze, die nur Mist macht, wenn keiner guckt und von Tochter Sophia (10) so getauft wurde.
Übrigens haben wir bei gemeinsamem Frühstuck und Abendbrot sowohl deutsch als auch englisch neben natürlich französisch gesprochen. Alle 3 Kinder waren also fit, was Fremdsprachen betraf!
Ich sprach ihnen deutsch vor und sie mir nach und andersherum, wobei sie sich gerne kaputtlachten bei meiner Aussprache der franz. Worte. Zum Essen sag ich nur ganz kurz: sehr lecker. Und getränketechnisch gab's die beiden Abende auch 'ne kleine Probierrunde verschiedener Weinsorten und Aperitifs der Region :-)
Außerdem war die Familie sehr musikalisch. Es wurde gemeinsam auf Flöte, Keybord, Maultrommel (mein Part) und Quetsche musiziert, auf der ich dann noch Unterricht bekam :-)

Also alles in allem eine echt super Sache. Hat mir großen Spaß gemacht mal in so'n französischen Alltag reinzuschauen

36. Wandertag



Sonntag 24.6.

EAUZE / Familie Renauld

Start und Wetter glücklicherweise wie immer.

Gegen Mittag erreichte ich dann EAUZE. Auch ca. 4.000 Ew. Hier wollte ich jetzt 2 Tage pausieren und Euch informieren :-).
Die Touri-Info. hatte natürlich zu. Aber das hiesige Gite (Herberge auf französisch) war zu finden, welches jedoch voll war.
Na ja, dann blieben eben noch die Hotels. Es gab eins im Zentrum und zwar hieß es Hotel+Restaurant Henri der IV., hatte aber zu, weil heute Sonntag ist, sagten mir Anwohner.

Das konnte doch nicht sein! Weitersuchend lief ich im Kreis und entdeckte an einer Bar eine Jakobsmuschel :-)

Ihr müsst wissen, dass hier in Frankreich die gesamte Wanderinfrastruktur schlechter ist als in Spanien. Das heißt z.B., dass es hier keine öffentlichen Trinkwasserquellen gibt, wie in jedem Dorf und an jeder Kreuzung im Nachbarland. So musste man auf kleine Läden warten die teilweise nur ca. alle 20 - 30 km gab.
Oder aber wie im Führer empfohlen sich einfach auf Friedhöfen mit Wasser zu bedienen. Was ich bevorzugte, da jedes Dörfchen einen hatte und meinerseits bei diesen Temperaturen ca. 3-5 l täglich benötigt wurden.

Jakobsmuscheln waren vor Bauernhöfen oder an Bars, Häusern.... wo Leute wohnten die gerne mit Weginformation, Wasser oder Unterkunft weiterhalfen :-)

So also fragt ich in dieser Bar den dicken alten Franzmann. Dieser gab mir lächeln zu verstehen mich zu setzen und 5 min zu warten, was ich auch machte.
Neugierig, was nun passieren würde, verstrichen 10 min... Dann kam Madame Brigitte Renauld mit Sohn Adrien (8J.) um die Ecke. Eine Französische Gastfamilie, welche regelmässig Wanderer/Pilger aufnimmt.
WOW. so was hatte ich nicht erwartet. Ich dachte, da kommt 'ne Omi von einer Pension so wie es in espain gewesen wäre.
Zu Hause bekam ich eine kurze Einweisung, wo Küche, Bad ... und dass es um 8 Abendbrot gibt. Brischitt wie man's auf französisch ausspricht, war als Austauschschülerin in Ulm und konnte daher deutsch.
So 'ne Dusche nach einer Woche auf Wanderschaft war echt klasse und das Nickerchen in einem echtem Bett danach auch :-))
Als ich aufstand kam mir Mona auf dem Flur entgegen. Eine deutsche Pilgerin aus München, welche mal eben ohne Geld und ohne Rucksack unterwegs war. Diese Hippies überall :-] !
Mann, da bin ich doch ein echter Spießer dagegen :-)
In der Regel fragte Sie immer an Bäckereien am Abend nach altem Brot usw. welches Sie immer bekam. Und übernachtet hatte Sie meist bei Gastfamilien oder bei Bauern auf Heuböden usw. erzählte sie mir. Da sie ordentlich pummelig war obwohl schon 2 Monate unterwegs muss das wohl ganz gut gehen :-)

TK 21 / GK 1.133

35. Wandertag

Samstag 23.6;

GASCOGNE /22.8 versenkt


Start war wieder gegen 8. Und mit großen Schritten war ich in Richtung Aire-Sur-l’Adour unterwegs. Der erste Ort, der ganz knapp mit 4.000 Einwohnern den Namen Stadt verdient hat seit Pamplona.

Hier wollte ich Euch auf den neusten Stand bringen und 2 Pausentage machen. Aber Pustekuchen. Das einzige Internetcafé in der Stadt schloss um 12 Mittags und sollte erst am Montag wieder öffnen.

Übrigens hat hier jedes Dorf über 1.000 Einwohnern eine Touristen-Info, wo man Internet nutzen kann. In Spanien war das auch so - kostenlos. Hier wollen sie 1.-€ für 10-15 min - Abzocker!

Landschaftlich tat sich auch so ganz langsam was. Die unendlichen Ackerflächen wechselten mit Weinbergen und Weinfeldern .
Ich erreichte also langsam die GASCOGNE. Diese wurde ursprünglich im 6. Jh von dem Volk der Vascones besiedelt, war lange Zeit die größte Region Frankreichs und ist heute sehr bekannt für die Landschaft und den Wein. Außerdem spielt der Roman der 3 Musketiere hier :-]

Gegen Abend wollte ich - so wie jeden Tag 1-2 mal - 'ne Runde baden gehen. Der Abstieg zu diesem tosenden Bächlein war sehr steil und 1 m vor'm Ufer rutschte mein neuer Wanderführer aus meiner Oberschenkelseitentasche.
MIST! Ein mal kurz am Ufer aufschlagend hüpfte er dierekt ins Wasser - eine Sekunde später war er schon abgetaucht und weg !!!!
Ja so schnell gehen 22,5 € den Bach runter :-).
Aber das ist höhere Gewalt, da kann man nix machen. Natürlich habe ich mich beeilt, meinen Rucksack und die Sachen auf einem großen Stein abzuwerfen und hinterher zu hüpfen. Aber das Wässerchen war zu schnell und zu tief - also auch mit den Füßen angelnd war nix zu machen !

TK 40 / GK 1.172

34. Wandertag

Freitag 22.6.

Sowohl das Wetter als auch die Landschaft sowie die Anzahl der Wanderer blieben gleich.
Also tatsächlich nix los.

Keine Möglichkeit sich zu velaufen da neuer Führer Top!

Nur meine Ultragoretex-Leichtwanderstiefel begannen nun endgültig nach 1.000 km sich aufzulösen. Links lockerte sich die Vordersohle und beidseits war das Fersenprofil fast ganz weg.

Asphaltanteil 80 %


TK 38 / GK 1.132

33. Wandertag

Donnerstag 21.6.

VIA PODENSIS

Das wichtigste vorweg. Heute sollte ich mich auf Grund des bis auf 500m genauen neuen Wanderführers nicht verlaufen :-))

Übrigens muss ich Euch noch dringend nachreichen, dass man das Gebiet bis Le Puy als eine der oder sogar die schönste Gegend Südfrankreichs bezeichnet und VIA PODENSIS genannt wird.
Heute konnte ich mich auch endlich mal entspannen beim wandern. Nur meine Füße mussten unter ca. 80% Asphaltpisten leiden.
Die Landschaft hier war flach, wellig und komplett bewirtschaftet. Eigentlich sieht es hier aus wie bei uns, außer dass hier und da ein paar Palmen vor den Häusern herumstehen :-)

In Pomps mündeten 2 weitere GR (steht übrigens für Grand Randonnée ) in den 65er nach Südwesten. Das heißt, der Jakobsweg war ab heute nur noch ein Jakobspfad. Teilweise kamen nicht mal mehr genug Wanderer entlang, um die Grasnarbe zu beschädigen :-)
Ich zählte so ca 15-30 pro Tag.

TK 36 / GK 1.094

32. Wandertag

Mittwoch 20.6.

Schneckenabkürzung / neuer Wanderführer

So wie in der gesamten Woche waren es immer so um die knapp 30 Grad bis mittags und dann sehr schwül und bewölkt.
Start war bei mir gegen 8. Am Vorabend hatte ich mich noch für eine “Abkürzung” entschieden, die dem orginalen Jakobsweg entspricht, denn dieser wurde hier laut Führer durch das Anwandern eines Aussichtspunktes um 8 km verlängert.
Diese Abkürzung ist mit einer gelben Schnecke markiert.
Blöd war bloß, dass ich diesem gelben Weg gestern schon knapp 2 Stunden gefolgt bin und eigentlich schon längst wieder auf dem GR 65 sein sollte!
Nach noch einer halben Stunde beschloss ich, die Nase voll zu haben und ins nächste Dorf zu wandern um zu fragen. Gesagt getan. Ein alter Mann hatte dann auch gleich ein Faltblatt zur Hand, worauf zu erkennen war, dass es sich um einen extra Weg handelte, der zur Küste führte - na super!!!!
Davon natürlich kein Wort in meinem Führer. Die beste Möglichkeit an mein Ziel zu gelangen waren 9 km auf einer gut frequentierten Landstraße !!
So ein Mist!

Gegen Mittag erreichte ich besagtes Dorg Aroue wo mein Weg sein sollte, aber auch an der Kirche nirgends Schilder. An 4 Bauerhöfen erkundigte ich mich nach dem Weg.
Die Bauern jeweils sehr nett und freundlich zeigten jedoch in verschiedene Richtungen. Einer wieder auf die Landstraße Richtung Navarrex, 2 andere auf einen Berg und der 4 zur Kirche !!

Supergefrustet über so einen tollen Wandervomittag ging ich zurück zur Kirche und beschloss hier so lange zu warten bis jemand kommt, der mir weiterhelfen konnte.
Nach 'ner halben Stunde kamen 2 deutsche Pilger, welche mir erklärten, dass der Weg den Ort nur streift, und dass es deswegen nirgends ausgeschildert ist. Außerdem berichteten sie mir, dass ich auch die komplette nächste Woche weiterhin auf Asphaltstrassen laufen werde - ganz toll :-( !!!! und dass die Schilder im Wald manchmal echt fehlen und sie mir zu Wanderkarten raten!!!!
3 schlechte Nachrichten auf ein mal.
Da kann ich auch woanders wandern dachte ich mir - Karten kaufen, um auf Asphalt zu laufen - wie sinnlos und das nennen die Franzosen einen ihrer schönsten Wanderwege!!

Am späten Nachmittag verlor ich nach 3 Waldkreuzungen ohne Beschilderung erneut den Weg. Jetzt hatte ich endgültig die Nase voll. Nach Kompass und pi mal Daumen erreichte ich mal wieder eine Landstraße auf der ich gegen Abend Navarrex und damit das Ende des französischen Baskenlandes erreichte.

Bis auf das ewige Weggesuche und das dauerhafte Asphaltgelatsche war die Landschaft des Pyrenäenvorlandes eigentlich super. Sehr ländlich, nur aus Bauernhöfen bestehend die untereinander mit Asphalt verbunden sind wie z.B. auf dem Schwäbischem Land oder in Bayern.
Die Navigation wurde auch dadurch erschwert, dass es sich hier nicht mehr um einen durchgehenden Weg wie in Spanien handelte, sondern man in einem ständigen Zickzack um Felder und Höfe unterwegs war.
Es ist also oft keine klare Linie zu erkennen!!

In NAVARREX, einer alte Bastionsstadt, traf ich einen Schweizer, der mir ähnliches über den Weg bestätigte und mir zu einem Französischem Wanderführer mit integrierten Karten riet, denn Einzeltageskarten würden mich ca. 5-7 € tägl. kosten.
Gegen 18:28 eroberte ich kurz vor Ladenschluss das letzte Exemplar des besagten Buches!!!
Es war doppelt so groß wie mein Outdoorführer vom Steinverlag - doppelt so schwer aber auch doppelt so genau :-))

TK 36 / GK 1.058

31. Wandertag

Dienstag 19.6.

SAINT-JEAN-PIED-DE-PORT / 3. Etappe / 1.000 km

Nach einer sehr windigen Nacht startete ich gut gelaunt gegen 8:30. Die letzten 8 km bis Saint-Jean-Pied-de-Port waren gleichzeitig das Ende meiner 2. Etappe.
Von dort sind es 815 km bis Santiago, wenn man immer die kürzesten Varianten läuft, was wir/ich selten taten. Dazu kommen noch meine 95 km vom Cap bis Santiago und hier und da noch ein paar die für die Wegsuche drauf gingen.
Insgesamt hatte ich hier ca. 986 reine Wanderkilometer hinter mir und machte meinen 1.000sten schon am Nachmittag.

In Saon Dschaong, so ungefähr spricht man es aus, machte ich nur kurze Pause, um mir meinen ersten Café au lait grand zu bestellen, ein Französisch-Deutsch Wörterbuch und neue Stockgummispitzen zu organisieren. Denn das permanente Geklacke kann einem schon auf den Geist gehen :-).

Dieser Ort ist übrigens für die meisten Pilger der Startort für die Reise nach Santiago de Compostela. Hier treffen sich 3 Jakobswege aus Frankreich, von denen ich den wohl schönsten nach Le-Puy-en-Velay weitergehen werde.

Meine erste Unterrichtsstunde in Französisch hatte ich am Vorabend mit Selim, einem französischen Künstler und Philosophen, der sich eine 4-monatige Schaffenspause eingeräumt hatte. Er war am Vortag in Saint Jean gewesen, um wieder Proviant für die nächsten 14 Tage für sich, seinen Hund und seinen Esel einzukaufen.
Auch er war wie David gern in den Pyrenäen unterwegs. Er philosophierte, dass Saint-Jean für Santiago und Pied-de-Port für Hafen der Füße steht. Das würde heißen, dass diese "Stadt" Hafen der Füße nach Santiago hieß :-)
Und er erklärte mir, dass übrigens gar nicht genau klar ist ob der Heilige Jakob dort beerdigt ist - könnte also sein, dass alle Leute zur falschen Stadt Pilgern :-) Ja, die Freigeister haben schon so ihre Theorien :-)

Insgesamt verlief ich mich heute gleich 2mal, denn entgegenkommende Pilger gab es kaum noch und alle GR Wege sind mit Rot/Weiß-Strich markiert, und hier trafen sich verschiedene!

TK 42 / GK steht ab jetzt für Gesamtkilometer 1.022

30. Wandertag

Montag 18.6.

ROUTE DE NAPOLEON / David

Nach dem Start um 8 durchquerte ich die ersten 8 km weiterhin dichte dunkel Wälder, die nun bei wieder 25 Grad und Sonnenschein sehr angenehm waren.
Ab dem Kloster+ Kirche von RONCESES ging es nun endlich in die Pyrenäen und zwar auf der ROUTE DE NAPOLEON .
Diesen Weg hatten sich Napoleonische Truppen für die Invasion Spaniens über das Gebirge gewalzt. Angeblich um in den engen Tälern nicht überfallen zu werden. Aber ich denke der Bursche wollte sicher auch nur mal ein bisschen die Aussicht genießen :-).

Die ersten km waren schön und entspannt. Es ging steil aufwärts durch einen Buchenhochwald (erinnerte mich an den Harz).
Jedoch schon auf dem IBANETAPASS 1057 m wehte ein sehr kräftiger Wind. Hier war ich froh, dass sowohl das Flies als auch die Windjacke noch im Gepäck waren, denn ohne wär's sicher kalt geworden.
Außerdem waren dort tatsächlich 3 Jakobswege vorhanden wobei es laut meinem Führer nur einen geben sollte. Etwas ratlos schaute ich nach einer Wandertafel oder etwas ähnlichem.
Gab's aber nicht. Nach einer 2. etwas größeren Suchrunde tauchte noch ein Wanderer auf - David wie sich später herausstellen sollte.
Natürlich fragte ich gleich wie gewohnt auf spanisch nach dem Weg. Worauf hin er mir auf französisch antwortete kein Spanisch zu können :-) wir einigten uns auf englisch.
Er breitete mit Mühe seine sehr exakte Karte am Boden aus. Auch ich musste mit Hand anlegen, daß sie nicht weggeweht wurde.
WOW hier war nicht nur jeder Fels, sondern auch noch jeder Bauerhof mit einzelnen Häusern und alle Pfade und Bächlein eingezeichnet. Das erinnerte mich an Militärkarten wie sie mein Bruder einst vom Bund mitbrachte.

Wie auch immer nach einer Minute war klar, welcher der Wege mein Aufstieg war.
Blöderweise der mit dem starken Gegenwind, so dass ich mich eher schleichend und stark nach vorn geneigt die nächsten km aufwärts schob.
Lächelnd und lustig leichtfüßig hüpfend kamen mir mit starkem Rückenwind gelegentlich andere Pilger entgegen.

Nach 2 Stunden hatte ich dann laut Besschilderung endlich 3,5 km hinter mir !
Es war erst Mittag und ich eigentlich schon platt!!

Nach einer halben Tafel Nussschokolade in einer Windschattenecke hinterm Fels sah ich wie sich noch jemand stark nach vorn geneigt in sehr engen Serpentinen hochquälte. Das war mein Kartenfranzose David.

Die nächsten 3 Stunden waren wir gemeinsam unterwegs. Das erste Mal im gesamtem Urlaub, dass jemand (außer Nadja) mit mir wanderte :-)
David ist seit 7 J. Berufssoldat (daher die guten Karten), ein Offizier für irgendwas mit Militärtechnik.
In seinen 5 Woche Jahresurlaub erfüllt er sich ähnlich wie ich einen schon länger gehegten Traum und durchquert 1 mal komplett die Pyrenäen von Ost nach West.
Er ist ebenfalls mit großem Rucksack unterwegs hat aber Essen für 1 Woche mit dabei.
Auf ca. 1500 m, am Französischen Grenzstein , dem Beginn Niedernavarras trennten sich unsere Wege.

Ab hier ging es einige km auf unbewaldeten Passstrassen und Pfaden weiter.
Besonders beeindruckend war für mich, dass weder Schafherden noch Pferdeherden Gatter hatten. Sie konnten einfach so mit Glocken um den Hals kreuz und quer rumgrasen.
Wenn ich ein Nutztier wäre, dann möchte ich es hier sein, dachte ich mir :-))

Gegen frühen Abend erreichte ich das erste Gite (französische Herberge) mit Bar, völlig auf- und abstiegsgeplättet. Nach 2-stündiger Stärkung mit Selim (siehe Morgen) stieg ich noch ab bis zur Baumgrenze und fand einen super Zelplatz.

TK 31 / JW ca 803

29. Wandertag



Sonntag 17.6.

Nadja Adios / Breakdance am RIO ARGA

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedete ich Nadja um 11 am Busbahnhof. Für Sie ging es über San Sebastian, wo noch eine Freundin besucht wurde nach Hause.

Meine Wanderfreudigkeit schnappte sich nun den nur noch ca 12 kg leichten Rucksack, da ja dicker Schlafsack, großes Zelt usw. mit abgereist, und verließ gegen 12 im Nieselregen die Stadt.
Pamplona verabschiedete sich übrigens mit den gut erhaltenen Resten einer einst sehr kräftigen Wehranlage incl funktionsfähiger Zugbrücke und mehreren Wällen und Wassergräben (jetzt Park).
Nach gut 2 Stunden lagen auch die Vorstädte hinter mir. Leider hatte sich der Nieselregen in einen kräftig auf den Pfützen blasenwerfenden Landregen verwandelt. Es ging auf schmaler werdenden Wegen/Pfaden Richtung Nordosten entlang des RIO ARGA aufwärts ins ERRO-Gebirge (Vorgebirge der Pyrenäen).

Das Wandern hatte hier einen eindeutig sehr hohen Schwierigkeitsgrad, da an vielen Passagen der Pfad nur in eine Richtung begehbar war mit links 2-3 m abwärts zum Gebirgsflüsschen und rechts steil aufwärts zum Bergkamm.
Die Bodenbeläge wechselten im Dauerregen zwischen matschig, rutschig auf glatt gelaufenen Felsplatten und natürlich knöcheltiefen Pfützen.

So geschah auch was geschehen musste. An einer Engstelle verlor ich schlagartig die Bodenhaftung (da war's glatt wie auf Eis). Denn mein linker Fuß rutschte mal eben in Richtung Flüsschen und Abhang davon :-(
Nach einer sicher 5 sek. Quadrobreakdanceaktion konnte ich mich nur mit Hilfe der Stöcke im Halbkniestand stabilisieren und wieder auf den Pfad aufsteigen!
Das war knapp und ein Schuss vor den Bug!

Mit Puls auf 200 und noch mal einem Rundblick (ob da unten im Gebüsch am Flüsschen nicht schon evtl ein anderer abgerutschter Wanderer liegt und hilferufend mit den Stöcken wackelt :-) ) verließ ich nun eher schleichend diese Stelle.

Eine Stunde später kam jedoch die Sonne wieder raus und bei meinem letzten Spanischen Milchkaffee trockneten meine Sachen sehr schnell.

Am Abend durchquerte ich noch sehr dunkle, dichte und bedrohlich düstere Wälder in den ERRO Bergen.
Eine Machete wäre nötig gewesen, um mir hier einen Zeltplatz freizuschlagen!!

Bei Sonnenuntergang erreichte ich schließlich noch eine kleine Hochebene nahe Visdarret wo ein Zeltplatz schnell gefunden war.

TK 34 / JW 780

Samstag, 16. Juni 2007

Pamplona

Freitag und Samstag 15.6 - 16.6.

Geweckt wurde ich vom Sonnenaufgang und gleichzeitig mit einem traumhaften Ausblick über das riesige Tal, in dem sich Pamplona befindet.

Nach gemütlichem Frühstück starteten wir gegen 8:45 und spazierten die letzten 13.5 km bis nach Pamplona bei Sonnenschein und angenehmen 20 Grad.
Es ging noch mal ein paar schmale steile Pfade abwärts, auf denen uns tatsächlich 4 Fahrradschieber entgegenkeuchten.
Wir brachten es nicht übers Herz sie zu ignorieren und klärten sie darüber auf, dass, selbst wenn sie es bis zum Gipfel schafften, eine Abfahrt auf der steilen Geröllpiste auf der anderen Seite (so vollgepackt wie sie waren) kaum möglich ist.
Wahrscheinlich sind sie erst einen Tag zuvor in Frankreich gestartet und hatten sich nicht die Mühe gemacht sich einen Führer für Radfahrer zu kaufen...???

Gegen Mittag erreichten wir Pamplona, was uns mit schlechter Beschilderung und einer ellenlangen erscheinenden Vorstadtdurchquerung begrüßte.

Das Altstadtzentrum ist aber sehr nett, wo wir auch ein angenehmes Zimmer gefunden haben.

Insgesamt sind die Menschen hier kaum noch so stark overdressed wie in Burgos oder León. Das heißt, hier fallen wir als Pilger nicht mehr brutal durch mangelnde Kleiderordnung auf :-).
Hier laufen auch die einheimischen in lockeren Sportsachen und Flipflops am Samstag spazieren :-)

Die Stadt ist mit ca 166.000 eher groß, hat aber keine super besonderen Sehenswürdigkeiten.
Sie wurde wahrscheinlich im 9 Jh. von dem Römer Pompeius gegründet und war bis zum 1512 Hauptstadt des Königreiches Navarra (siehe vorher).

Wir waren heute schon lecker essen und einkaufen. Eine Neue Digicam war fällig (wie man den besseren Bldern sieht). Außerdem ist mein (bis 0 Grad comfort Bereich) Schlafsack jetzt wirklich zu dick so dass ein auch nur halb so schwerer Sommerschlafsack ran musste.
Außerdem war ich beim Schuster mal wieder ein Sandalenriemen kleben lassen und dann stand noch 'ne kleine Reparatur an meinem Wanderrucksack an.

Außer Internet steht heute noch ein Stadtrundgang an.....

Bilder unter: http://picasaweb.google.com/Nortuk/UnterwegsaufDemJakobsweg2Etappe

28. Wandertag

Donnerstag 147.6

Kloster EUNATE / PUERTO DEL PERDÓN


Die ersten Kilometer ins Dorf Cirauqui wanderten wir auf einer mind. 1.700 Jahre alten original von den Römern oder ihren baskischen Sklaven gebauten Römerstraße. Diese war stellenweise noch in einem besseren Zustand also so manche Nebenstraße in Leipzig :-))
Das Wetter war heute angenehmer mit ca. 25 Grad und vielen Wolken. Dennoch kamen wir nicht so richtig aus der Hefe. Start war erst so gegen kurz vor 10 im nächsten Dorf war 'ne halbe Stunde Frühstück angesagt und schon im übernächsten 'ne Stunde Kaffee- und Tagebuchpause :-)

Wir hatten's ja auch nicht eilig, da ja auch unser letzter gemeinsamer Wandertag :-((.

Am Nachmittag gab's kräftige Regenschauer. Sehr angenehm. So konnte Nadja nun endlich auch mal ihr Regenbekleidung testen - alles dicht aber zu warm!

Wir erreichten noch im Regen das Kloster EUNATE nahe ORBANOS. Hier treffen sich der Aragonische Jakobsweg vom Somportpass nahe Jaca und der Navarrische Weg, den wir weiter wanderten.

Einen traumhaften Zeltplatz nahe des Passes PUERTO DEL PERDÓN (800 m nach 400 m Geröllpistenaufstieg ) mit Blick auf PAMPLONA und einer Quelle fanden wir gegen 8.


TK 24 / JW ca 733